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— Die spätem Arbeiten. —
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man in späterer Zeit durch Vergleichung mit seinen Zeichnungen allfällige
Veränderungen konstatieren könne, und dann wirklich unter dem Titel „Seleno-
topographische Fragmente. Lilienthal 1791 — Göttingen 1802, 2 Bde. in 4.“
seinen Versuch einer Lösung derselben publiziert. Obschon nun allerdings der
Erfolg seiner grossen Mühe nicht voll entsprach, so giebt immerhin sein Werk,
auch abgesehen von andern noch später zu erwähnenden Untersuchungen, bei
kritischer Benutzung dem Mond-Specialisten manchen wertvollen Anhaltspunkt.
236. Die neuesten Arbeiten. — Eine neue Aera für die
Mondtopographie leiteten Wilh. Beer a und Heinr. Mätller ein, als
sie 1834 zu Berlin, gestützt auf ein in etwa 600 Nachtwachen ge
sammeltes reiches Material, eine „Mappa selenographica“ von drei
Fuss Durchmesser herausgaben, welche den Mond hei 300-facher
Yergrösserung zeigt und nach Bessel ungefähr ebensoviel Detail
giebt, als eine auf einem Quartblatte entworfene Karte von Frank
reich enthalten könnte. Sie zeichnet sich vor allen frühem Arbeiten
nicht nur durch Reichhaltigkeit, sondern namentlich auch durch
Präcision aus, und ein ihr unter dem Titel „Der Mond nach seinen
kosmischen und individuellen Verhältnissen. Berlin 1837 in 4.“ nach
gesandter Text giebt überdies alle wünschbaren Belege für die
Karte, sowie eine Menge Detail über alle die eigentümlichen, uns
im folgenden noch vielfach beschäftigenden Bildungen und Ver
hältnisse , an welchen unser Begleiter so reich ist. — An diese
kapitale Arbeit schloss sich seither noch eine ganze Reihe von
grossem und kleinern Specialarbeiten über den Mond an, von wel
chen besonders diejenigen von Lohrmann, Schmidt und Nasmyth,
sowie die in der allerneuesten Zeit von Weinek publizierten „Zeich
nungen von Mondkratern und Mondlandschaften“ hervorzuheben
sind 6 , und da auch die plastischen Darstellungen nicht vernach
lässigt wurden c , namentlich aber die Photographie mit immer
schöneren Erfolge dieses dankbare Gebiet bearbeitete <z , so darf man
gegenwärtig wohl behaupten, dass man die topographischen Ver
hältnisse der uns zugewandten Seite des Mondes weit besser kenne,
als diejenigen eines grossen Teiles unsers eigenen Wohnplatzes.
Zu 23®: a. Wilhelm Beer (Berlin 1797 — ebenda 1850) war ein reicher
Banquier, der sich nach Ankauf der von Pastorff Unterlassenen Instrumente
in Berlin eine eigene Sternwarte einrichtete, für welche er Mädler als Ob
servator engagierte. — b. Schon vor Beer und Mädler hatte Wilhelm Gotthelf
Lohrmann (Dresden 1796 — ebenda 1840; Inspektor des mathem. Salons in
Dresden) eine ähnliche Arbeit begonnen und sogar einen Teil derselben unter
dem Titel „Topographie der sichtbaren Mondoberfläche. I. Dresden 1824 in 4.“
publiziert; dann aber war er von der Fortsetzung seiner Veröffentlichung,
welche damals Epoche gemacht hätte, abgehalten worden, und erst lange Jahre
nach seinem Tode gelang es Julius Schmidt unter Benutzung des Unterlassenen,
durch F. W. und M. Opelt etwas ergänzten Materiales, dem Verstorbenen