Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

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— Die Erde und ihr Mond. — 
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wahrnehmen können. — c. Nach Günther stellte Joh. Heinr. Müller in seiner 
Dissertation „Qusestio curiosa pbysico-astronomica, an Luna cingatur atmo- 
sphæra. Altdorfii 1710 in 4.“ die Gründe für und wider recht gut zusammen 
und kam zu dem Schlusssätze „Atmosphæra circa Lunam penitus negari non 
potest“, dem auch die neueste Zeit um so mehr zustimmen kann, als F. Louis 
Thollon (Amhronay in Ain 1829 — Lyon 1887 ; Obs. Paris und Nizza) und 
Trépied hei Beobachtung der für Oberegypten totalen Sonnenfinsternis von 
1882 V 17 mit Hilfe der Spektralanalyse Spuren einer Mondatmosphäre ge 
funden zu haben glauben, an welche Résal in seiner „Mécanique céleste (2 éd. 
p. 324) bereits einige Betrachtungen angeknüpft hat. — d. Die schon von 
Newton in seinen „Principien (Ed. 1686 p. 467)“ und dann wieder durch La 
grange in seiner „Théorie de la libration de la lune et des autres phénomènes 
qui dépendent de la figure non sphérique de cette planète (Mém. Berl. 1780)“ 
ausgesprochene Ansicht, dass der Mond nicht sphärisch und seine grösste Axe 
nach der Erde gerichtet sei, ist nämlich durch Hansen in seiner Abhandlung 
„Sur la figure de la lune (Mein. A. S. 24 von 1856)“ noch dahin ergänzt worden, 
dass nach seinen Rechnungen der Schwerpunkt des Mondes bei 59000"’ ^ 8 g. 31. 
weiter von der Erde abstehe als der 31ittelpunkt der Gestalt. — e. Wilhelm 
Valentiner (Eckernförde in Schleswig-Holstein 1845 geb. ; Prof. astr. Karlsruhe) 
macht (vgl. „Gestirnter Himmel. Stuttgart 1887 in 8.“) darauf aufmerksam, 
dass also die 3Iitte der uns zugewandten Hemisphäre des Blondes bei 59 km 
über dem mittlern Niveau liege, und sagt: „Denken wir uns nun Erhebungen 
auf der Erde, die in gleichem Verhältnisse zum Erdhalbmesser stehen, wie 
jene 59 km zum Mondhalbmesser, so würden diese etwa 216 km entsprechen, und 
in solchen Höhen kennen auch wir keine Atmosphäre mehr, wenigstens nur 
von solcher Feinheit, dass sie (223) nicht mehr im stände ist, Sonnenstrahlen 
zu reflektieren“. 
£39. Die Lebeiiserscheiimngen. — Unsern Mond als einen 
gegenwärtig jeder Lebensthätigkeit und aller Organismen entbeh 
renden, also gewissermassen abgestorbenen Weltkörper betrachten 
zu wollen, müsste ich für Unsinn halten, auch wenn keine einzige 
Beobachtung vorhanden wäre, welche das Gegenteil beweisen würde. 
Dies ist jedoch keineswegs der Fall ; denn wenn auch viele das zu 
verschiedenen Zeiten auf dem Monde bemerkte und mit noch gegen 
wärtig auf demselben thätigen Vulkanen in Verbindung gebrachte 
Aufleuchten als eine Täuschung bezeichnen oder wenigstens in 
anderer Weise erklären wollten a , so ist damit noch keineswegs der 
Beweis geleistet, dass sie wirklich das Richtige getroffen haben 6 , 
und überdies würden auch in diesem Falle mehrere, von den ge 
wiegtesten Beobachtern des Mondes in neuerer Zeit bemerkte Boden 
veränderungen übrig bleiben, welche sich kaum wegdisputieren 
lassen dürften Allerdings sind dann aber auch andere wieder viel 
zu weit gegangen, wenn sie dem Monde ähnliche Organismen und 
Kulturen zuteilen wollten, wie wir sie auf unserer Erde zu sehen 
gewohnt sind d , da solche in der That bei dem mutmasslichen Mangel 
einer für unsere AthmungsWerkzeuge ausreichenden Atmosphäre und
	        
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