Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

510 
240 
— Die Erde und ihr Mond. — 
Man kennt alsdann in dem Dreiecke zwischen dem Frühlingspunkte und den 
absteigenden Knoten des Mondequators in Ekliptik und Erdequator eine Seite 
und die anliegenden Winkel und kann daher, 
z. B. mit Hilfe der Gauss’schen Formeln, die 
drei übrigen Elemente berechnen, nämlich: i' 
oder die Neigung des Mondequators gegen den 
Erdequator, A = £5eq — t5ek oder die Distanz 
der beiden Knoten, und 180° — ß' = ^eq — V, 
wo ß' die At des Mondequatorknotens bezeich 
net. Kennt man ferner aus den Tafeln die 
Equatorcoordinaten «' und J' der scheinbaren 
Mondmitte M, lind damit auch den Winkel 
A = 90» - [ u i_ (ß- + l 80 o)] = 270° + ß' — 
sowie die ihn einschliessenden Seiten AB = i‘ 
und AC = 90°— J' des Dreieckes ABC, so 
kann man, z. B. wieder mit Hilfe der sog. Gauss’schen Formeln, auch B, C 
und BC berechnen. Letztere giebt ohne weiteres die Libration V in Breite, 
und mit Hilfe von B erhält man, da, wenn L die im Mondequator gemessene 
Distanz des Punktes M vom aufsteigenden Knoten in der Ekliptik bezeichnet, 
L — B + 90° + A = 180° sein muss, L = B —A-f 90°. Um endlich noch die 
Libration 1' in Länge bestimmen zu können, bat man allgemein als ersten 
Meridian denjenigen angenommen, „der durch den mittlern Ort des Mondes 
geht, welcher also, wenn der Mond sich in einem Kreise mit stets gleicher 
Geschwindigkeit um die Erde als Centrum bewegen würde, und seine Ro- 
tationsaxe auf seiner Bahn senkrecht stünde, die sichtbare Mondscheibe immer 
genau in zwei gleiche Teile teilen würde“, oder dessen im Mondequator ge 
messene Distanz vom aufsteigenden Knoten in der Ekliptik L' = 1 — ß ist, 
wo 1 die mittlere Länge des Mondes bezeichnet: Es ist also 1' = L — L'. 
*¿41. Die Ebbe und Flllt. — Der Einfluss der Erde auf 
den Mond ist wohl nie bezweifelt worden, und die Rückwirkung 
des letztem auf die Erde liegt wenigstens der neuern Zeit in dem 
höchst auffälligen Vorgänge der sog. Ebbe und Flut fast noch klarer 
vor Augen: Denkt man sich die Erdkugel von einer konzentrischen 
Wasserschichte umgeben, so wird letztere infolge der Anziehung 
des Mondes, welche auf den Punkt, in dessen Scheitel der Mond 
steht, grösser ist als auf den Mittelpunkt, auf letztem aber grösser 
als auf den Gegenpunkt, die Form eines Sphäroides anzunehmen 
suchen, dessen grosse Axe durch den Mond geht ", — jedoch wegen 
der Rotation der Erde nie zur Ruhe kommen, sondern in Gestalt 
einer breiten Welle dem Monde in seiner täglichen Bewegung von 
Ost nach West zu folgen scheinen und dadurch an jedem Orte 
während einem Mondtage zweimal Flut und zweimal Ebbe ver 
anlassen. Diese Bewegungen erleiden jedoch nicht nur durch eine 
analoge, wenn auch etwas schwächere Differential Wirkung der Sonne ft , 
sondern namentlich auch durch die Veränderungen der Deklinationen 
und Entfernungen der beiden Gestirne, durch den Wechsel ihres
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.