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Die Erde und ihr Mond.
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lässlich mit der Voraussage dieser Bedeckungen, der Bestimmung
ihrer verschiedenen Phasen und der Verwendung der bei ihrer Be
obachtung erhältlichen Daten beschäftigen, und wollen hier vor
läufig nur die merkwürdigen Vorkommnisse bei den sog. Sonnen
finsternissen etwas näher ins Auge fassen.
249. Die Erscheinungen hei sog. partialen und ring
förmigen Sonnenfinsternissen. — Schon eine partiale Sonnen
finsternis hat ein gewisses Interesse, da die Phasen scharf be
obachtet werden können und da, wenn sie nur etwas bedeutend
wird, von eigentümlichen Färbungen begleitete Lichtverminderungen
eintreten, sowie eine Abkühlung bemerkbar wird a . Bei ringförmigen
Finsternissen zeigen sich sodann noch bei Bildung und Brechung
des Binges sonderbare optische Erscheinungen ähnlicher Art wie die
jenigen, welche wir als sog. „Tropfenbildung“ später (446) bei den
Durchgängen der untern Planeten zu besprechen haben werden h .
Xu 249: a. So zeigte mir z. B. 1851 VII 28 zu Bern ein Thermometer
zur Zeit der Mitte der Finsternis hei 4° weniger, als die Interpolation aus
den Beobachtungen vor und nach der Finsternis für denselben Zeitmoment
ergab, — und in Stuttgart fiel bei derselben Finsternis, trotz ganz klarem
Himmel, also bloss infolge der Abkühlung, ein feiner Kegen. — b. Über die
in der Schweiz während der ringförmigen Finsternis von 1820 IX 7, welche
eine meiner ersten Jugenderinnerungen bildet, gemachten Beobachtungen ver
gleiche die durch Adrian v. Scherer (Schloss Belles-Truches bei Vevey 1783 —
Düsseldorf 1835; Kaufmann und Besitzer zweier Privatsternwarten in St. Gallen
und auf dem Schloss Ober-Castell; vgl. Biogr. III) 1820 X 24 und 1821 I 12,
durch Johannes Feer (Zürich 1763 — ebenda 1823; Ingenieur in Meiningen und
Zürich; vgl. Biogr. I) 1820 XI 12 und durch Joh. Kasp. Horner 1820 XI 24
an Gautier gerichteten Briefe in Nro. 336 und 369 meiner Notizen.
950. Die Erscheinungen bei totalen Sonnenfinster
nissen. — Wenn schon die partiale Bedeckung der Sonne ein ge
wisses Interesse erregt, so macht nach allen Berichten von Augen
zeugen das leider für einen bestimmten Ort seltene, durchschnittlich
erst nach zwei Jahrhunderten für ihn wiederkehrende Schauspiel
einer totalen Sonnenfinsternis auf alle Zuschauer (ja sogar auf Tiere)
einen förmlich überwältigenden Eindruck, der sich z. B. darin zeigt,
dass während den paar (höchstens acht) Minuten ihrer Dauer eine
lautlose Stille herrscht, und dem Wiederaufblitzen des ersten Sonnen
punktes ein hörbares Aufathmen der versammelten Menge folgt:
Die bei hohem Sonnenstände unter ungewohnten Verhältnissen ent
stehende, bis zum Erscheinen einzelner Sterne und Planeten fort
schreitende Dunkelheit a , — die natürlich noch mehr als bei par
tiellen Bedeckungen fühlbare, sich bis zum Fallen von Thau stei
gernde Abkühlung 6 , — der sofort näher zu besprechende, während