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— Die Erde und ihr Mond.
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Meinung Veranlassung gab, es sei jene Finsternis nicht wirklich total gewesen.
— b. Die meisten Astronomen glaubten entweder in der Corona die Mond
atmosphäre zu sehen, oder dann eine am Mondrande durch Diffraktion ent
stehende optische Erscheinung, — ja letztere Ansicht wurde von vielen noch
nach der Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts fast leidenschaftlich fest
gehalten. — c. Dagegen wurde, als 1598 hei einer in Torgau beobachteten
totalen Sonnenfinsternis eine sehr helle Corona gesehen wurde, von Kepler die An
sicht ausgesprochen, es sei der äusserste Teil der leuchtenden Sonnenatmosphäre
in Sicht gekommen. — Ferner sagte Scheuchzer in seiner „Beschreibung der
Naturgeschichten des Schweizerlandes“ hei Anlass der mehrerwähnten totalen
Finsternis von 1706 (welche nach ihm in Zürich 4 m , nach Landschreiber Franz
Hegglin in Zug „etwan fünf Vatter unser lang“ andauerte), es sei „klärlicli
dass der um den Mond in währender völliger Finsternuss gesehene bleiche
(durch die Ferngläser aber feuerrote, und so auch von Clara Eimmart gemalte)
Bing anders nichts gewesen als ein von der Sonnen seitwärts geworfener,
und durch unsere Luft zu uns in gebrochenen Strahlen fortgesetzter Glanz“. —
Am deutlichsten aber sprach sich (Mem. Par. 1724) J. Ph. Maraldi aus, indem
er nicht nur im allgemeinen die Corona der Sonne zuteilte, sondern speciell
hervorhob, dass ihre beiden Mittelpunkte zusammenfallen. — Bei der grossen
Mehrzahl verfingen jedoch solche Ansichten nicht und noch als weit später
Job. Heinrich Voigt (Gotha 1751 — Jena 1823; Prof. math. et phys. Jena) in
der Note „Neues System über die Sonne und Fixsterne (Lichtenbergs Magaz.
von 1781)“ die Corona unbedingt der Sonne zuteilte und durch „entzündliche
Luftschichten, welche die Sonne umgehen und durch ihr Brennen erleuchten“
zu erklären suchte, wurde er von vielen verlacht. — d. Als Halley, der bei
der (vgl. 250: a) von ihm 1715 beobachteten Finsternis in der Corona anfäng
lich auch die Mondatmosphäre zu sehen glaubte, die charakteristische Wahr
nehmung machte, dass die Breite des Ringes gegen das Ende der Totalität auf
der Westseite des Mondes zunahm, wurde er zwar stutzig, wagte aber doch
nicht, für die Sonne zu entscheiden, — und so mochte es auch andern gehen,
bis es endlich, wie schon angedeutet, 1860 Bruhns gelang, durch scharfe
Messungen die Bichtigkeit der sich ergänzenden Angaben von Halley und
Maraldi zu belegen und dadurch die Zugehörigkeit der Corona zur Sonne
definitiv festzustellen. — e. Vorläufig mag noch erwähnt werden, dass die
Corona 1860 nach A. Prazmowski (Warschau 1821 geh.; Obs. Warschau) und
1868 nach John II. Herschel eine durch das Sonnencentrum und den anvisierten
Punkt gehende Polarisationsebene zeigte, so dass ihr Licht als reflektiertes
auzusehen wäre, — während dagegen Pickering 1869 keine Spur von Polari
sation wahrnehmen konnte. Für die neuern Beobachtungen mit dem Spektro
skope wird dagegen auf 533 verwiesen.
3 53. Die sog. Protuberanzen. — Bei der 1842 YII 7 in
Südfrankreich, Oberitalien, etc., sichtbaren totalen Sonnenfinsternis
sahen Arago, Schumacher, Airy, etc., während der Totalität an ein
zelnen Stellen des Mondrandes rötliche, wolkenartige Gebilde in
die Corona hineinragen, und nachher zeigte sich, dass schon hei
frühem Finsternissen ähnliche Beobachtungen gemacht, aber nicht
weiter beachtet worden waren“. — Begreiflicher Weise bildeten
sodann diese sog. Protuberanzen einen Hauptteil des Programmes