Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

522 
— Die Erde und ihr Mond. 
251 
Meinung Veranlassung gab, es sei jene Finsternis nicht wirklich total gewesen. 
— b. Die meisten Astronomen glaubten entweder in der Corona die Mond 
atmosphäre zu sehen, oder dann eine am Mondrande durch Diffraktion ent 
stehende optische Erscheinung, — ja letztere Ansicht wurde von vielen noch 
nach der Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts fast leidenschaftlich fest 
gehalten. — c. Dagegen wurde, als 1598 hei einer in Torgau beobachteten 
totalen Sonnenfinsternis eine sehr helle Corona gesehen wurde, von Kepler die An 
sicht ausgesprochen, es sei der äusserste Teil der leuchtenden Sonnenatmosphäre 
in Sicht gekommen. — Ferner sagte Scheuchzer in seiner „Beschreibung der 
Naturgeschichten des Schweizerlandes“ hei Anlass der mehrerwähnten totalen 
Finsternis von 1706 (welche nach ihm in Zürich 4 m , nach Landschreiber Franz 
Hegglin in Zug „etwan fünf Vatter unser lang“ andauerte), es sei „klärlicli 
dass der um den Mond in währender völliger Finsternuss gesehene bleiche 
(durch die Ferngläser aber feuerrote, und so auch von Clara Eimmart gemalte) 
Bing anders nichts gewesen als ein von der Sonnen seitwärts geworfener, 
und durch unsere Luft zu uns in gebrochenen Strahlen fortgesetzter Glanz“. — 
Am deutlichsten aber sprach sich (Mem. Par. 1724) J. Ph. Maraldi aus, indem 
er nicht nur im allgemeinen die Corona der Sonne zuteilte, sondern speciell 
hervorhob, dass ihre beiden Mittelpunkte zusammenfallen. — Bei der grossen 
Mehrzahl verfingen jedoch solche Ansichten nicht und noch als weit später 
Job. Heinrich Voigt (Gotha 1751 — Jena 1823; Prof. math. et phys. Jena) in 
der Note „Neues System über die Sonne und Fixsterne (Lichtenbergs Magaz. 
von 1781)“ die Corona unbedingt der Sonne zuteilte und durch „entzündliche 
Luftschichten, welche die Sonne umgehen und durch ihr Brennen erleuchten“ 
zu erklären suchte, wurde er von vielen verlacht. — d. Als Halley, der bei 
der (vgl. 250: a) von ihm 1715 beobachteten Finsternis in der Corona anfäng 
lich auch die Mondatmosphäre zu sehen glaubte, die charakteristische Wahr 
nehmung machte, dass die Breite des Ringes gegen das Ende der Totalität auf 
der Westseite des Mondes zunahm, wurde er zwar stutzig, wagte aber doch 
nicht, für die Sonne zu entscheiden, — und so mochte es auch andern gehen, 
bis es endlich, wie schon angedeutet, 1860 Bruhns gelang, durch scharfe 
Messungen die Bichtigkeit der sich ergänzenden Angaben von Halley und 
Maraldi zu belegen und dadurch die Zugehörigkeit der Corona zur Sonne 
definitiv festzustellen. — e. Vorläufig mag noch erwähnt werden, dass die 
Corona 1860 nach A. Prazmowski (Warschau 1821 geh.; Obs. Warschau) und 
1868 nach John II. Herschel eine durch das Sonnencentrum und den anvisierten 
Punkt gehende Polarisationsebene zeigte, so dass ihr Licht als reflektiertes 
auzusehen wäre, — während dagegen Pickering 1869 keine Spur von Polari 
sation wahrnehmen konnte. Für die neuern Beobachtungen mit dem Spektro 
skope wird dagegen auf 533 verwiesen. 
3 53. Die sog. Protuberanzen. — Bei der 1842 YII 7 in 
Südfrankreich, Oberitalien, etc., sichtbaren totalen Sonnenfinsternis 
sahen Arago, Schumacher, Airy, etc., während der Totalität an ein 
zelnen Stellen des Mondrandes rötliche, wolkenartige Gebilde in 
die Corona hineinragen, und nachher zeigte sich, dass schon hei 
frühem Finsternissen ähnliche Beobachtungen gemacht, aber nicht 
weiter beachtet worden waren“. — Begreiflicher Weise bildeten 
sodann diese sog. Protuberanzen einen Hauptteil des Programmes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.