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— Das Sonnensystem. —
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täglichen Bewegung um eine zum Equator senk
rechte Axe I umdrehte, und diese trug nun die
zur Ekliptik senkrechte Axe II einer zweiten
Sphäre, welche sich in entgegengesetztem Sinne
drehte, und zwar so, dass ihr Umlauf bei
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Jahre in Anspruch nahm. Weitere Sphären wurden
dann hei jedem einzelnen Wandelsterne je nach
Bedarf zur Darstellung der ihm eigentümlichen
Ungleichheiten in seiner Bewegung beigegehen,
und es kamen von Eudoxus im ganzen für die 7 Wandelsterne 27 Sphären zur
Verwendung, — eine Anzahl, welche durch den um die Mitte des 4. Jahr
hunderts v. Chr. lebenden Kalippus auf 34 erhöht wurde. — d. Dass diese
Sphären für Eudoxus nur mathematische Hilfsmittel ähnlicher Art waren, wie
wir sie jetzt in gewissen Reihenentwicklungen besitzen, ist ziemlich sicher;
dagegen erwarben sich einzelne sog. Physiker, zu welchen auch der sonst so
weitsehende Aristoteles zählte, das zweifelhafte Verdienst, die wirkliche Exi
stenz solcher Sphären, der sog. Krystallsphären, zu lehren, und es war zunächst
dieser Ballast, der andere für das System von Eudoxus ungünstig stimmte. —
Leider haben sich von der betreffenden Schrift des Eudoxus, seinem Buche
v n f gl twv Ttt/tm'oji' (Über die Geschwindigkeiten)“, nur einzelne Fragmente bei
Aristoteles und dessen Kommentatoren erhalten, und es kostete die Ideler und
Schiaparelli keine geringe Mühe, in ihren Abhandlungen „Über Eudoxus (Berl.
Abh. 1828 und 1830), — und: Le Sfere omocentriche di Eudosso, di Calippo
e di Aristotele (Pubbl. Brera IX, und deutsch von W. Horn in Zeitschr. f. M.
u. Ph. 22 von 1877)“ das System des alten Meisters wieder einigermassen
herzustellen.
355. Die Arbeiten von Hipparch und Ptolemäus. —
Wir haben bereits früher (204 und 210) gesehen, in welch’ ge
schickter Weise Hipparch und Ptolemäus erste Theorien der Sonne
und des Mondes aufzustellen wussten und haben uns daher nicht zu
verwundern, dass sie auch die Theorien der eigentlichen Planeten
mit einem Eudoxus weit überholenden Erfolge an die Hand nehmen
konnten, obschon dieselben noch bedeutend grössere Schwierigkeiten
als die Theorie des Mondes darboten: Bei dem Monde blieb doch
immer die Grundbewegung eine wirkliche Bewegung um die Erde,
und es handelte sich also nur darum, eine Reihe kleinerer periodi
scher Ungleichheiten annähernd darzustellen, — hei den Planeten
dagegen hatte schon die Grundbewegung ein ausser der Erde (wie
wir jetzt wissen, in der Sonne) liegendes Centrum, und war daher
bereits im geocentrischen Systeme eine excentrisch-epicyklische,
deren Übersicht noch durch andere Anomalien und den Mangel eines
genügenden Beobachtungsmateriales erschwert wurde. Erst nach
dem Hipparch letzteres geschaffen hatte, konnte er die Ungleich
heiten in der Bewegung der Planeten genauer studieren, wobei sich