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— Das Sonnensystem.
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verschiedenen Erscheinungen auf der Erde nachgewiesenso dass
es wohl gegenwärtig für Sehende keiner weitern Beweise mehr
bedarf, während allerdings die mit Blindheit geschlagenen, auch
wenn man sie auf einen festen Punkt ausserhalb der Erde führen
könnte, deren Bewegung doch nicht bemerken würden e .
Xu 2<¡2: n. Unter den Scheingründen gegen das Coppernicanische System
figurierte die Behauptung, es müsste bei nach Osten rotierender Erde ein frei
fällender Körper nach Westen Zurückbleiben. Nun zeigte aber Newton, dass
ein Punkt an der Erdoberfläche unter der Breite cp in
den t = 86400 8 Sternzeit = 86164 8 mittl. Zeit, welche
die Erdrotation in Anspruch nehme, den Weg 2m ■ Co <p
beschreibe, — ein in der Höhe h über ihm gelegener
Punkt dagegen den Weg 2 (r -j- h) n • Co cp, so dass
sich per Sekunde eine Wegdifferenz von 2hn*Co(jp:t
ergebe. Wenn nun eine Kugel in die Höhe gebracht
und dort fallen gelassen werde, so behalte sie infolge
des Beharrungsvermögens diese grössere Geschwindigkeit, werde somit etwas
östlich von dem Fusspunkte auffalleh, und es werde somit gerade durch Fall
versuche möglich sein, die Rotation der Erde zu erweisen. Als Newton 1679
die Roy. Society auf diese Verhältnisse aufmerksam machte, beschloss diese,
durch Rob. Hooke, ihren damaligen „Curator of Experiments“, entsprechende
Versuche ausführen zu lassen, welche aber, da dabei nur die geringe Fallhöhe
von 27' zur Verwendung kam, keinen Erfolg hatten und auch wirklich keinen
haben konnten; denn wenn f den Fallraum in der ersten Sekunde bezeichnet,
so fällt ein Körper durch die Höhe h in der Zeit x = f/h:f, und wird daher
nach oben um 0
2 11 71 • ÜO <z> 2 n • UO CD ,3/ Q -
a = — — • t = • h /2 1
t t-]/f
nach Osten voreilen, folglich in jenem Falle, wo cp = 51° 29', f = 15'/ 3 ‘ = 2208'"
und h — 27'= 3888'" d • d war, nur um V 4 '" ^ V2 mm > wovon nach Rechnung
von Olbers wegen Abplattung, Luftwiderstand, etc., noch ein guter Dritteil
in Abzug zu bringen war. — Dieser Misserfolg bewirkte, dass lange keine
weiteren Versuche dieser Art gemacht wurden, bis endlich im Sommer 1791
Guglielmini dieselben zu Bologna bei einer Fallhöhe von 240' wiederholte und
in der Schrift „De diurno terrae motu, experimentis physico mathematicis
confirmato, Opusculum. Bononiae 1792 in 8.“ beschrieb: Nachdem er unten eine
Wachstafel gelegt hatte, hing er successive 16 mal oben eine Bleikugel an
einem Faden auf, brannte letztem jeweilen ab, und erhielt so auf der Tafel
16 Auffallspunkte, deren Schwerpunkt von dem, zwar leider erst im folgenden
Winter bestimmten Lotpunkte um 8'",6 nach E 35y a 0 S abwich, während die
Rechnungen von Laplace 5'" genau nach E erwarten Hessen, so dass sich eine
leidliche, aber doch nicht recht befriedigende Übereinstimmung ergab. — Schon
wesentlich näher kam Benzenberg bei zwei Versuchsreihen, welche er (vgl.
seine „Versuche über die Umdrehung der Erde. Dortmund 1804 in 8.“) 1802
am Michaelis-Turme zu Hamburg und 1804 in einem Kohlenschachte zu Schle
busch bei Düsseldorf machte: Die erstere ergab nämlich für 235' Fallhöhe
eine Abweichung von 4"',3 nach E 20°,4 S, während Gauss 4"',0 nach E be
rechnet hatte, — die zweite für 262' Fallhöhe 5"',1 nach E 8°,1 N anstatt
nach Gauss 4"',6 nach E. — Noch gelungener aber waren dei Versuche, welche