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— Die BeAveise für die Rotation der Erde um ihre Axe. —
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Reich (vgl. seine „Fallversuche über die Umdrehung der Erde. Freiherg 1832
in 8. u ) im Jahre 1831 im Dreibrüderschachte bei Freiherg mit 488' Fallhöhe
machte, indem sie ihm ganz entsprechend der Theorie eine rein östliche Ab
weichung von 12'",6 ergaben. — b. Léon Foucault (Paris 1819 — ebenda 1868)
war physikalischer Assistent der Pariser Sternwarte. — Vgl. das von C. M.
Gariel zu seinem Andenken ausgegebene „Recueil des travaux scientifiques.
Paris 1878 in 4.“ — c. Während die subtilen Fallversuche auf das allfällig
noch hilfsbedürftige Publikum keinen gar grossen Eindruck machten, da es
ihnen doch nicht beiwohnen und sich mit eigenen Augen von der wirklichen
Bewegung der Erde überzeugen konnte, so war dies dagegen in hohem Masse
der Fall, als Foucault 1851 einen zur öffentlichen Demonstration geeigneten
Versuch ausdachte, der auf folgender Überlegung beruht: Wenn die Erde,
welche wir zu diesem Zwecke durch eine Kugel des Radius r ersetzen können,
wirklich rotiert, so beschreibt offenbar die Mittagslinie jedes
Ortes in einem Tage eine von dessen Breite <p abhängige Kegel-
fläche, deren Kante r-Ct<p und deren Grundlinie 2r^-Co ip ist;
denkt man sich dieselbe ahgewickelt, so erhält man einen Kreis
ausschnitt des Mittelpunktswinkels y», so dass
2 - r 360^~ n • V — 2r7i • Co y> oder y = 360° • Si cp 2
wird, und es muss sich also die Mittagslinie eines Ortes in jedem Tage nahe
um 360° • Si qp, oder in einer Stunde um 15 0 - Si qp nach Ost drehen, was z. B.
für Paris den sehr bemerklichen Betrag von etwas mehr als 11° per Stunde
ergiebt. Nun ist, wie schon in der Accademia del Cimento vermutet wurde
und sodann spätestens Poinsinet in seiner Ausgabe von Plinius (vgl. 4 : n) deut
lich aussprach, die Schwingungsebene eines Pendels unveränderlich, und Fou
cault brauchte somit nur ein so sorgfältig aufgehängtes, langes und schweres
Pendel zu konstruieren, dass dasselbe, wenn es z. B. in einem gegebenen
Augenblicke nach der Mittagslinie in Schwingung versetzt wurde, bei einer
Stunde ohne neuen Anstoss seine Schwingungen fortsetzte, um durch dessen
scheinbare Drehung nach Westen die Bewegung der auf der Erde gezogenen
Mittagslinie, und damit der Erde selbst, nach Osten sichtbar zu machen. Die
damals im Pantheon zu
Paris öffentlich angestell-
ten Versuche gelangen vor
trefflich und wurden sodann
alsbald nicht nur an vielen
andern Orten wiederholt,
sondern auch von Mes
sungen begleitet, deren
Resultate in beistehendem
Tableau neben den Rech
nungsresultaten eingetra
gen sind. Die Überein
stimmung zwischen Rech
nung und Versuch ist über
raschend, und überdies ist
die Ausführung des Ver
suches in Rom von kulturhistorischer Bedeutung, indem sie zeigt, wie sich die
Wahrheit schliesslich immer Bahn bricht: In derselben Stadt, wo 1633 Galilei
Ort
f
Abweichung
Beobachter
her.
beob.
Nordpol
90°,0
15°,00
Dublin
53,4
12,04
11,90
Galbraith
Köln
50,9
11,65
11,64
Garthe
Genf
46,2
10,83
10,18
Dufour
Rom
41,9
10,02
9,90
Secchi
New-York
40,7
9,78
9,73
Lyman
Ceylon
6,9
1,81
1,87
Lamprey
Equator
0,0
0,00
—
—
Rio
— 22,9
5,84
5,17
d’Oliveira
Südpol
— 90,0
15,00
—
—