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— Keplers drittes Gesetz. —
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Rudolphinm. Ulma; 1627 in fol.“ folgen zu lassen, welche seine
unsterbliche Arbeit in würdigster Weise krönten d .
r Ii\i SfiS 1 : a. Kepler verfolgte nämlich seine Forschungen unentwegt, trotz
dem ihn, infolge Nichtausbezahlung seines Gehaltes, drückender Mangel zwang,
nebenbei „nichtswürdige Kalender und Prognostica“ zu verfertigen und 1014
noch die Verpflichtung zu übernehmen, die Landmappe von Ober-Ostreich zu
revidieren, sowie am Gymnasium zu Linz Unterricht zu erteilen, — trotz
andern unumgänglich notwendigen wissenschaftlichen Arbeiten, welche mit der
Erfindung des Fernrohrs und den mit demselben gemachten Entdeckungen im
Zusammenhänge standen, — trotz der ihn von beiden Kirchen heimsuchenden
Verfolgungen und einem gegen seine Mutter, das sog. „Kätherchen von Leon
berg“, angehobenen Hexenprocesse, in welchem er als guter Sohn mit bestem
Erfolge die nicht ungefährliche Verteidigung selbst unternahm, — etc. —
b. So fand Kepler z. P>., dass sich die Apheldistanz Saturns zur Periheldistanz
Jupiters nahe wie 2:1, letztere dagegen zur Apheldistanz des Mars nahe wie
3:1 verhalte, etc., — dass die Geschwindigkeit im Aphel sich zu derjenigen
im Perihel bei Saturn wie 4: 5 (gr. Terz), bei Mars wie 2:3 (Quinte), etc.
verhalte, also gewissermassen jeder Planet vom Aphel zum Perihel ein musi
kalisches Interval durchlaufe, — und dergleichen mehr. — e. Kepler machte
in seinem Werke den Leser mit all’ seinen Fehlversuchen und Irrgängen be
kannt, sprach aber auch mit vollem Selbstbewusstsein aus: „Nach langen ver
geblichen Anstrengungen erleuchtete mich endlich das Licht der wunderbarsten
Erkenntniss. Hier habt ihr das Resultat meiner Studien. Mag mein Werk von
den Zeitgenossen oder von den spätem Geschlechtern gelesen werden oder
nicht, mir gilt es gleich. Es wird nach hundert Jahren gewiss seine Leser
finden“. — d. Der durch Kepler ziemlich gleichzeitig mit seinen zwei letzten
Hauptwerken verfassten „Epitome“ ist schon früher (9: m) einlässlich gedacht
worden; dagegen bleibt noch zu erwähnen, dass er sich vorsetzte, zum Ab
schlüsse seiner Arbeiten gewissermassen einen neuen Almagest zu schreiben,
jedoch der langen Überanstrengung erlag, ehe er diesen Plan ausführen konnte.
Die Entdeckung des Gravitationsgesetzes. —
Schon Kepler ahnte, wie bereits (266) angeführt wurde, dass die
Bewegung der Planeten um die Sonne durch letztere geregelt werde,
ja die Bouillau und Borelli, an welche sich vielleicht auch Pascal
anschloss, glaubten entschieden, dass ein die drei Ivepler’schen Ge
setze bedingendes, allgemeines mechanisches Princip existiere"; aber
dieses Princip zu formulieren, dessen Existenz nachzuweisen und
dasselbe nach seinen Konsequenzen zu verfolgen, blieb dem un
vergleichlichen Isaac Newton Vorbehalten, der sich offenbar schon
frühe eingehend mit diesen Fragen befasst hatte, so dass es 1666
nur noch eines kleinen äussern Anstosses, wie des Niederfallens
eines Apfels, bedurfte, um ihn auf die richtige Fährte zu bringen h .
Dies veranlasste ihn nämlich, sich die Frage vorzulegen, ob wohl
dieselbe Kraft, welche dieses Niederfallen bewirkt habe, den Mond
in seiner Bahn um die Erde, und eine ähnliche der Sonne inn-
wohnende Kraft die Planeten in ihren Bahnen um die Sonne zurück