Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

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— Das Sonnensystem. — 
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däern in die Schule gegangene Apollonius Myndius ", dass die Ko 
meten Gestirne seien, und ganz in seinem Sinne sprach etwas später 
Seneca aus, dass man wohl später ihre Bahnen analog wie bei den 
Planeten bestimmen werde, dabei mit den Worten schliessend: „Die 
Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern werden, 
dass wir so offenbare Dinge nicht gewusst haben“ b . — Die erstere 
Lehre, welche fasslicher und durch die Autorität des grossen Peri- 
patetikers gestützt war, dominierte nun allerdings, ja wurde nach 
mals im Abendlande zu einem förmlichen Dogma 0 , und ebenso 
gedieh in letzterm der durch Plinius eingeleitete Kometenaberglaube 
vortrefflich, zumal die sonst so verdienstlichen Chroniken und die 
bei Anlass von neuen Erscheinungen angelegten Verzeichnisse frühe 
rer Kometen nicht verabsäumten, neben jeden derselben eine Reihe 
gleichzeitiger Vorkommnisse zu setzen d . — Einzelne, welche wagten 
solcher Irrlehre entgegenzutreten, wurden schlechtweg verketzert e , 
ja dieselbe trieb vielmehr immer üppigere Blüten, bis sie gegen 
das Ende des 17. Jahrhunderts aus sofort zu entwickelnden Gründen 
ein jähes Ende nahm L 
Zu 3 59: a. Apollonius Myndius, der um 270 v. Chr. oder einige Decennien 
vor Apollonius Pergäus lebte, dürfte mit dem Astronomen Apollonius identisch 
sein, der nach Cantor (I 284) den Beinamen Epsilon besass, — analog wie 
Eratosthenes den Beinamen Beta hatte. Ich möchte glauben, dass diese Bei 
namen dahin zu deuten sind, dass schon die Griechen Männer gleichen Namens 
in ähnlicher Weise durch Nummern unterschieden, wie wir es z. B. mit den 
Bernoulli halten. — b. Seneca hob in seinen „Quaestiones VII“ zu Gunsten der 
kosmischen Natur der Kometen namentlich auch den Umstand hervor, dass sie 
an der täglichen Bewegung der Sterne Teil nehmen. — Schon etwas früher 
sang Manilius in seinem „Astronomikon“, nachdem er die damals landläufigen 
Ansichten über Entstehung und Bedeutung der Kometen mitgeteilt hatte: 
„Oder es schuf die Natur sie zugleich mit den andern Sternen, — Die vom 
Gewölbe herab uns schimmern mit ewigem Lichte; — Aber es ziehet mit 
mächtiger Gluth sie Helios zu sich, — Der in die eigenen Strahlen sie bald 
einsenket, und bald sie — Wieder entlässt gleichwie Merkurius oder die Venus“. 
— c. Es soll bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts in vielen europäischen 
Ländern kein Professor angestellt worden sein, ohne dass er öffentlich be 
zeugt hatte, er sei nicht nur im allgemeinen mit den Grundsätzen von Ari 
stoteles einverstanden, sondern auch speciell mit dessen Ideen über die Ko 
meten. — d. Als erstes Kometenverzeichnis wird das in der Schrift „Antoine 
Mizauld oder Mizaldus (Montlugon 1520? — Paris 1578; Arzt in Paris), Co- 
metographia. Parisiis 1544 in 4. (auch 1549)“ enthaltene angesehen; dann folgte 
„Ludwig Lavater (Zürich 1527 — ebenda 1586; Antistes in Zürich), Cometarum 
omnium fere Catalogus. Turici 1556 in 12. (deutsch und fortgeführt durch J. J. 
Wagner 1681), — Benedict Marti oder Aretius (Bätterkinden 1505 — Bern 
1574; Prof. log. Marburg, dann theol. Bern), Brevis cometarum explicatio. 
Bernse 1556 in 4., — etc.“, — bis endlich Stanislaus Lubienitzky (Racow bei 
Krakau 1623 — Hamburg 1675; polnischer Edelmann) mit seinem „Theatrum
	        
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