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— Die Kometen als Zeichen. —
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cometicum. Amstelodami 1667, 2 Vol. in fol. (auch Lugd. Batav. 1681)“ diese
cältere Reihe von Verzeichnissen abschloss. Noch letzterer zählte alle mit Ko
meten zusammentreffenden Ereignisse auf, — erhielt dabei annähernd für jeden
Kometen ebenso viele gute als schlechte Vorkommnisse, — und zog daraus den
Schluss, dass man über das Erscheinen eines Kometen nicht zu erschrecken
habe. Immerhin war er als Kind seiner Zeit doch nicht ganz frei von der
Meinung, dass der Komet einen bestimmenden Einfluss besitze; denn auf der
einen Seite des Titelblattes seines Werkes sieht man einen Kometen mit einem
Regenbogen und einer Hand, welche einen Palmzweig trägt, nebst der Auf
schrift „bona bonis (Gutes für Gute)“, — und auf der andern Seite einen Blitz
strahl nebst einer Hand mit einer Geisselrute unter der Aufschrift „mala
malis (Böses für Böse)“. Doch ist ein Fortschritt nicht zu verkennen, da seiue
meisten Vorgänger nur Schlechtes, wie z. B.: „A. 942 erschien ein Komet,
darauff folget ein träffenlicher sterbend und schelmentod an vych und thieren,
— A. 1477 war ein Komet, darauff war der stolze Karle von Burgund vor
Nantzi erschlagen, — A. 1531, 32 und 33 sähe man Kometen, dazumahl brütete
der Satan die Wiedertäuffer vollends aus, — etc.“, notiert und damit die
Kometen in einen höchst Übeln Ruf gebracht hatten, — liest man ja noch
(vgl. Verz. 21) Tinter einer Abbildung des Kometen von 1661 die Verse:
„Cometen waren jeder Zeiten — Zornbotten Gottes und bedeuten — Wind,
Theurnng, Pest und Wassersnoht, — Erdbidem, Endrung, Fürstentodt. —
Sollt aber drum der Fromm verzagen? — Nein, sonder mit Vertrauen sagen:
— Wann Erd und Himmel brächen eyn, — Wird Gott mein Port und Anker
seyn“. — Auch die ehrende Geistlichkeit verschmähte es nicht, die Kometen
erscheinungen zu Busspredigten zu benutzen und zog dabei vor-, sich an
Jeremias I 11—12: „Nach diesem hat der Herr also zu mir gesprochen: Je
remias, was siehest Du? Da sprach ich: Ich sehe eine wachende Ruthe. Da
sprach der Herr zu mir: Du hast recht gesehen, denn ich will über meinen
Rathschluss wachen, denselben zu vollstrecken“ zu halten, statt Jeremias X 2:
„Ihr sollet den Weg der Heiden nicht lernen und vor den Zeichen des Him
mels nicht erschrecken, denn die Heiden fürchten solche“ als Text zu wählen.
Als Probe von dem Inhalte solcher Predigten erwähne ich, dass z. B. in der
von dem gelehrten Konrad Dietrich (Gemiinden an der Wehre 1575 — Ulm
1639; Prof, philos. Giessen, dann Superintendent in Ulm) herausgegebenen
„Ulmischen Kometen-Predigt. Ulm 1619 in 4.“ davor gewarnt wird, die Ko
meten „mehr aus Fürwitz als bewegendem Herzen“ zu betrachten, etwa „wie
das Kalb eiu neu Thor ansiehet“, — die Hauptsache sei, in einem Kometen
eine von Gott über uns geschwungene Ruthe zu erkennen, „die bald hinter
uns her zu wischen traue“. — e. Schon Heinrich v. Hessen (Langenstein bei
Marburg 1325 — Wien 1397; Prof, theol. et math. Paris und Wien; „Leben“
durch 0. Hartwig, Marburg 1858 in 8.) schrieb bei Anlass des Kometen von
1368 eine „Quæstio de cometis“, in welcher er sich entschieden gegen Kometen
aberglauben und Astrologie aussprach, jedoch ohne namhaften Erfolg, — und
ebenso erging es Paracelsus mit seiner schon als erste deutsche Kometenschrift
(Biogr. III 21—25) bemerkenswerten „Usslegung des Cometen erschynen im
lioclibirg zu mittem Augsten Anno 1531. Zürich 1531 in 4.“ Dagegen hatte
die von Pierre Bayle (Carlat in Languedoc 1647 — Rotterdam 1706; Prof,
philos. Sédan und Rotterdam) ausgegebene „Lettre, où il est prouvé que les
Comètes ne sont point le présage d’aucun malheur. Cologne 1682 in 12. (3 éd.
Rotterdam 1699, 2 Vol. in 8.; deutsch von Gottsched, Hamburg 1741) ent