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— Die so g. Kalendariographie. —
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stein aus Köln als „Ephemerides sive Almanach perpetuus“. Diese mir vor
liegende neue Ausgabe beschlägt 122 Blätter und reproduziert im Eingänge
Ortstafel und Kalender, nur dass erstere sich auf den Meridian von Toledo,
als den westlichsten Ort der Tafel, bezieht, und letzterer bloss die Monats-,
Wochen- und Fest-Tage enthält. Dann folgt eine Art Schlüssel für die Cykeln
und beweglichen Feste, — eine der frühem analoge Tafel der Tageslängen, —
und eine Einleitung in die eigentlichen Ephemeriden, in welcher sich „Johanes
Lucilius Santritter Helbrunnensis Germanus“ als Bearbeiter und Herausgeber
vorführt. Diese eigentlichen Ephemeriden geben nun in ausgedehntererWeise,
und nicht bloss wie im Kalender für Sonne und Mond, sondern auch für die
übrigen Wandelsterne, die Längen und für den Mond ebenfalls die Breiten.
Zum Schlüsse kömmt noch ein, demjenigen im Kalender entsprechendes, Ver
zeichnis der von 1475—1530 zu erwartenden Finsternisse, und zum Überflüsse
zu Gunsten der Astrologen eine „Tabula introitus Solis in principia signorum
Zodiaci“, sowie eine „Tabula domorum“. — Zum Schlüsse füge ich bei, dass
allerdings, strenge genommen, diese Eegiomontan’schen Ephemeriden nicht die
ältesten waren, da spätestens Ptolemäus und seine Zeit ähnliche Hilfsmittel
erstellt hatten ; aber sie waren nicht nur bequemer und reichhaltiger, sondern
eben die ersten, welche durch den Druck allgemeiner zugänglich und für prak
tische Zwecke benutzbar wurden. — /. Für weitern Detail verweise ich auf
die Fachlitteratur, zu deren Ergänzung noch folgende Schriften aufführend:
„J. J. Littrow, Kalendariographie. Wien 1828 in 8., — Jakob Philipp Kulik
(Lemberg 1793 — Prag 1863; Prof. math. Prag), Der tausendjährige Kalender.
Prag 1831 in 12. (2. A. 1834 in 4.), — Wilhelm Matzka (Leipertitz in Mähren
1798 geh.; Prof. math. Wien und Prag), Die Chronologie. Wien 1844 in 8., —
Ferdinand v. Schmöger (München 1792 geh.; Prof. phys. et astr. Regensburg),
Grundriss der christlichen Zeit- und Festrechnung. Halle 1854 in 8., — Ul.
Bouchet, Hémérologie ou traité pratique complet des Calendriers. Paris 1868
in 8., — F. J. Brockmann, System der Chronologie. Stuttgart 1883 in 8., —
August Mommsen (Oldesloe 1821 geb. ; jüngerer Brader von Theodor; Gymnas.
Prof. Schleswig), Chronologie: Untersuchungen über das Kalenderwesen der
Griechen. Leipzig 1883 in 8., — Osc. Fleischhauer, Kalender-Compendium.
Gotha 1884 in 8., — etc.“
320. Die SOg. Chronologie. — Eigentlich alles umfassend,
was bisher in diesem Abschnitte auseinander gesetzt wurde, ver
steht man doch gewöhnlich unter Chronologie a zunächst nur die
historische Zeitrechnung, und vor allem aus die Anleitung zur kri
tischen Prüfung und Berichtigung historischer Daten mit Hilfe
gleichzeitiger astronomischer Verhältnisse und Erscheinungen. Es
sind nun für diesen mehr technischen Teil der Zeitrechnung ausser
dem bereits mitgeteilten die Mittel zur leichten Bestimmung der
Equinoktien, Solstitien und Syzygien, sowie ganz besonders der
Finsternisse von hervorragender Bedeutung h . Ich muss mich jedoch
hier des beschränkten Baumes wegen begnügen, auf die später (in
den Abschnitten XVIII und XIX) zu berührenden Theorien zu ver
weisen, einige betreffende Hilfsmittel bekannt zu gehen c , den Ge
brauch der von mir zu Gunsten der Chronologie komponierten