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Die Bezeichnung der Sterne. —
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„Arcturus“ als den feuerfarbigen Stern zwischen den Schenkeln des Bootes, —
„Rigel“ als den GLänzenden am linken Fusse des Orion, — etc. — b. Aless.
Piccolomini gab seiner Schrift „Deila sfera del mondo. Venezia 1539 in 4. (viele
spätere Ausgaben, so z. B. lat. 1568, ital. 1579)“ ein „Libro delle stelle fisse“
bei, welches Kärtchen der Sternbilder und einen beschreibenden Text enthält:
In den Kärtchen liess er, um sie nicht zu überladen, die Umrisse der Bilder
und die kleinern Sterne absichtlich weg, fügte dagegen jedem aufgenommenen
Sterne einen lateinischen Buchstaben bei und benutzte sodann diesen im Texte
als Bezeichnung; ferner enthalten einzelne Ausgaben (so diejenige von 1579)
eine 69 Blätter füllende Tafel, in welcher zu Gunsten der Astrognosie je für
die Sterne a, b, c eines Bildes angegeben ist, in welcher Zenitdistanz und in
welcher Morgen- oder Abendweite dieselben in jedem Monate und in jeder
Nachtstunde am Himmel zu suchen sind. — c. Auch Johannes Bayer (Rhain
in Bayern 1572 — Augsburg 1625; Rechtsanwalt in Augsburg) fügte in seiner
noch später (190) zu besprechenden „Uranometria“ .jedem Sterne eines Bildes
einen Buchstaben bei, — für die hellem Sterne die ersten Buchstaben des
griechischen Alphabets benutzend, — für die schwächern die spätem Buch
staben desselben, — und, wo diese nicht ausreichten, noch lateinische Buch
staben. Immerhin hielt er sich nicht ängstlich an die Regel, der Grössen
folge auch die Buchstabenfolge korrespondieren zu lassen, sondern liess oft
mnemonische Rücksichten mitwirken, und Argeiander tadelte daher in seiner
Abhandlung „De fide Uranometriæ Bayeri. Bonnæ 1842 in 4.“ mit Recht das
unkritische Verfahren einiger Neuern, aus solchen Differenzen auf seitherige
reelle Veränderungen schliessen zu wollen.
1$!). Die Lehrgedichte. — Obschon gegenüber dem Alma-
gest von untergeordneter Wichtigkeit, verdienen immerhin die uns
erhaltenen Lehrgedichte, welche Aratu s ", Manilius b und Hyginus 0
der Beschreibung des Sternhimmels widmeten, eine kurze Erwäh
nung, da durch sie teils direkt, teils indirekt infolge der ihnen
gewidmeten Kommentare, viele historisch wertvolle Notizen auf
uns gekommen sind, die uns bereits gedient haben und noch im
folgenden dienen werden d .
Zu 1S9: a. Um 270 v. Chr. am Hofe des Königs Antigonus von Macé
donien lebend, verfasste Aratus in griechischer Sprache ein Lehrgedicht, das
im Altertume hoch gehalten, von Cicero ins Lateinische übergetragen, und
nach Erfindung der Buchdruckerkunst unter dem Titel „Phænomena et pro-
gnostica“ vielfach aufgelegt wurde, — so schon „Venetiis 1499 in fol., und
dann wieder „Basileæ 1523 in 8.“ mit Scholien von Jakob Wiesendanger oder
Ceporinus (Dynhard bei Zürich 1499 — Zürich 1525; erst Korrektor bei Cra-
t,ander in Basel, dann Prof, philol. Zürich); als eine der besten Original
ausgaben wird diejenige bezeichnet, welche Buhle „Heidelberg 1793 — 1801,
2 Bde. in 8.“ besorgte, — auch ist die „Heidelberg 1824 in 8.“ erschienene
deutsche Übersetzung in Versen bemerkenswert, welche man Voss verdankt. —
Der Inhalt, welcher sich auf zwei seither verloren gegangene Werke von
Eudoxus, nämlich auf dessen ¿Evohtqov (Spiegel)“ und dessen „•Pawififvu
(Himmelserscheinungen)“, stützt, ist nicht gerade sehr bedeutend, wie die Voss
entnommene Probe