190 —* Die Globen, Stern Verzeichnisse und Karten. — 417
Vervollkommnung der praktischen Astronomie, die Reichhaltigkeit
und Zuverlässigkeit der Stern Verzeichnisse ungemein zunahm, so
schlugen die Karten, welche diesen Fortschritten besser als die
Globen folgen konnten, diese letztem fast ganz aus dem Felde
und es entstand successive eine ganze Reihe immer vollkomme
nerer, überdies meist von entsprechenden Sternverzeichnissen be
gleiteter Kartenwerke, wie solche zu wissenschaftlichen Zwecken
jetzt ausschliesslich gebraucht werden /.
Zu 190: a. Man weiss, dass schon Eudoxus und Hipparch Himmelsgloben
verfertigten, und aus dem Almagest (vgl. Buch VII, Kap. 1) geht hervor, dass
wenigstens derjenige des Letztgenannten zur Zeit des Ptolemäus noch im
Museum zu Alexandrien existierte. Leider sind seither beide samt den zu
gehörigen Sternverzeichnissen spurlos verschwunden; dagegen erzählt Heis im
Vorberichte zu seinem neuen Himmelsatlas, dass der im k. Museum zu Neapel
aufbewahrte „Farnesische Atlas“ eine Marmorkugel trage, welche „in künst
lerischer Vollendung“ die Himmelsfiguren in erhabener Arbeit zeige, und nach
der Lage des Frühlingspunktes etwa von 300 v. Chr. datiere, also nur wenig
jünger als der Globus von Eudoxus sein dürfte. — b. Die Araber basierten
bekanntlich alle ihre Arbeiten auf den Almagest, und so legte auch der im
10. Jahrhundert am Hofe zu Bagdad lebende persische Astronom Ai-Sufi seinem,
bereits in 183 besprochenen Sternverzeichnisse ebenfalls zunächst jenes Kapital
werk zu Grunde; aber er blieb hiebei nicht stehen, sondern verfertigte nach
seinem, unter der 201 entsprechenden Annahme einer Präcession von 1° in
GG Jahren, erhaltenen Kataloge einen Globus, verglich denselben sorgfältig
mit dem Himmel und verbesserte sodann rückwärts erstem bestmöglich. Dass
nichts destoweniger Ulug-Begh, als er etwa 4 L / 2 Jahrhunderte später den
Katalog von Al-Süfi unter Annahme einer Präcession von 1° in 70 Jahren
auf seine Zeit reduzieren und sodann darnach ebenfalls einen Globus kon
struieren liess, bei Vergleichung des letztem mit dem Himmel noch manche
Unrichtigkeiten fand, darf uns nicht verwundern, — ja brachte sogar der
Astronomie insofern grossen Nutzen, als sich hiedurch Ulug-Begh veranlassen
liess, alle ihm sichtbaren Sterne neu zu bestimmen und nur 27 ihm hiefiir zu
südliche Sterne nach der von Al-Süfi angenommenen Lage beizubehalten: So
entstand der erste, von Hipparcli-Ptolemäus wenigstens grösstenteils unab
hängige Sternkatalog, der sodann 1665 zu Oxford durch Thomas Hyde unter
dem Titel „Tabui* longitudinis et latitudinis stellarum fixarum ex observatione
Ulugbeighi“ veröffentlicht und noch 1843 durch Fr. Baily in sein Sammelwerk
aufgenommen wurde. — Leider haben sich auch die Globen von Al-Süfi und
Ulug-Begh nicht erhalten; dagegen besitzt Florenz einen um 1080 von dem
Araber Ibn Said As-Sahli al Wazzan erstellten Globus, — Velletri im Kirchen
staate einen solchen vom Jahre 1225, den S. Asseman unter dem Titel „Globus
coelestis cufico-arabicus Musei Borgiani illustratus. Patavii 1790 in 4.“ be
schrieben hat, — London einen ebensolchen von 1275, für welchen Bernh. Dorns
„Description of the celestial globe belonging to the Roy. Asiatic Society of
London (Trans. Asiat. Soc. 1845)“ zu vergleichen ist, und einen zweiten nahe
aus derselben Zeit, auf welchen sich R. W. Rothmans Notiz „On an arahic
globe belonging to the Society (Mein. Astr. Soc. 12 von 1842)“ bezieht, —
Dresden einen ebensolchen von 1279, welchen schon früher W. Beigel (Berl.
Wolf, Handbuch der Astronomie. I. 27