Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

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Die Sonne als Wandelstern. — 
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Itll. Die Sonne als Wandelstern. — Unser Tagesgestirn, 
die Sonne, nimmt zwar im allgemeinen ebenfalls an der täglichen 
Bewegung des Himmels Teil; aber ausserdem hat es noch eine ent 
gegengesetzte Bewegung, welche dasselbe in einem zu dem Equator 
um etwa 23 i /. i 0 geneigten, vom aufsteigenden Knoten aus, dem 
sog. Frühlingspunkte, in 12 sog. Zeichen von je 30° geteilten grössten 
Kreise, der sog. Ekliptik, um die Erde führt“. Infolge dieser 
sekundären Bewegung verspätet sich die Sonne bei jeder folgenden 
Culmination um nahe 4 111 gegen die Sterne, — eine Verspätung, 
welche in einem circa 365*/ 4 Tage langen Zeiträume, dem sog. 
Jahre, zu einem vollen Tage anwächst b . Diese jährliche Bewegung, 
und die demselben Cyklus unterworfene Veränderung der Morgen 
weite und der Mittagshöhe, wurde schon frühe durch Beobachtungen 
am Gnomone, durch Notieren der Tageslänge, durch Beachten des 
sog. helischen Aufganges gewisser Sterne, etc., erkannt®; auch 
merkte man auf die Zeitpunkte der sog. Sonnenwenden oder Sol- 
stitien, der sog. Nachtgleichen oder Equinoktien, von denen erstere 
den grössten und kleinsten, letztere den mittlern Mittagshöhen ent 
sprechen, — und teilte das Jahr vom Equinoktium des Frühlings 
punktes aus in die vier sog. Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst 
und Winter d . — Die mit der halben Distanz der die Ekliptik 
zwischen sich schliessenden Parallelkreise, der sog. Wendekreise, 
oder auch mit der halben Differenz der Solstitialhöhen überein 
kommende Neigung der Ekliptik gegen den Equator, die sog. Schiefe 
der Ekliptik, nimmt nach den Beobachtungen gegenwärtig langsam 
ab, beträgt im Jahre 1850 + t nahe 
e = 23° 27' 29",6 — 0",48 • t 
und wird nach den Ergebnissen der sog. Mechanik des Himmels 
etwa A. 6000 im Minimum gleich 22° 54' werden, während sie 
etwa A. 2000 v. dir. ein Maximum von 23° 53' erreicht hatte e . — 
Endlich ist zu erwähnen, dass die durch die Equinoktial- und 
Solstitialpunkte führenden Deklinationskreise Coluren, — die durch 
die Ekliptikpole bestimmten Parallele aber Polarkreise heissen 4 
Zu 191 : a. Wenn man wiederholt, wo möglich tagtäglich, die Deklination 
der Sonne und ihre Rektascensionsdifferenz mit einem Fixsterne misst, — 
sodann mit Hilfe dieser Daten auf einem Globus die Folge der Sonnenörter 
verzeichnet, — und diese verbindet, so erhält man in der That einen um 23 ‘/ 2 0 
gegen den Equator geneigten Kreis. Jedoch scheint die Sonnenbahn, lange 
bevor diese Methode ausführbar war, bekannt, und Pythagoras höchstens „der 
erste Grieche“ gewesen zu sein, welcher von derselben Kenntnis besass. Aus 
jener ältern Zeit stammt wohl auch die schon früher (185) angedeutete, noch 
von Eudoxus und seinen Nachfolgern eingehaltene Übung, die Sonnenbahn 
mit dem Tierkreise oder Zodiakus (Iwöiuxm; y.vxXo<;) zu identifizieren, und wie
	        
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