Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

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— Die Fixsterne und Wandelsterne. — 
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diesen in 12 Zeichen (twdtr« oder doidtxiatjfionuc) zu zerlegen; der Name Ekliptik 
(l'xXtiipit; = Wegbleiben), welcher an die Thatsache erinnert, dass die Finsternisse 
nur heim Eintreten des Mondes in die Sonnenbahn entstehen, soll nach Ideler 
erst durch Makrobius, der um 405 einen „Commentarius in somnium Scipionis“ 
schrieb, eingeführt worden sein. — Die unter sich gleichen Zeichen der Ekliptik 
erhielten die Namen der uns schon bekannten Sternbilder des Tierkreises, ob 
schon letztere sehr ungleiche Räume bedecken und sich ihrer Lage nach gegen 
den Frühlingspunkt (nach 200) fortwährend verschieben. Das vierte bis neunte 
dieser Zeichen heissen absteigend, die übrigen aufsteigend, und ihre Folge 
wird durch die Verse 
„Sunt Aries (Y), Taurus (£5), Gemini ()]), Cancer ('S), 
Leo (ft), Virgo (pp), 
Libraque (^), Scorpius (IIR), Arcitenens (/), Caper (,<T), 
Amphora (=), Pisces (X)“ 
festgehalten, welchen Joh. Reinstein in seinem „Schlüssel der newen astro 
nomischen Rechentaifel. Erffordt 1584 in 4. (auf der schon 1583 zu astrologi 
schen Zwecken gedruckten „Rechentaffei“ selbst liest man: „A Johane Rein- 
steinio Thuringo, Theologo et Astrouomo in Baronatu Tautcnburgensi“.)“ die 
deutschen Verse 
„Widder, Stier, Zwilling, Krebs und Leu, 
Jungfrau, Wag, Scorpius dabey, 
Schütz, Steinbock, Wassermann und Visch 
Seind die zwölf! Himmelisch Bildtniss.“ 
substituieren wollte. — Der Tierkreis wurde frühe und vielfach in egyptischen 
Tempeln abgebildet, und so soll z. B. Kambyses, als er 525 v. Chr. Egypten 
eroberte, im Tempel von Heliopolis einen Tierkreis aus reinem Golde annexiert 
haben. Von den auf uns gekommenen Darstellungen ist diejenige am be 
rühmtesten, welche im Anfänge unsers Jahrhunderts durch französische Ge 
lehrte im Vorhofe eines Tempels zu Denderah oder Tentyra gefunden wurde 
und die 1821 Louis XVIII. teilweise nach Paris transportieren Hess. Man legte 
diesem Tierkreise im Anfänge ein enormes Alter bei, indem man glaubte, in 
demselben ein Bild des Himmels zur Zeit seiner Verfertigung zu besitzen, 
bis J. B. Biot (vgl. seine „Recherches“ von 1823) zeigte, dass derselbe kaum 
vor 710 v. Chr. konstruiert worden sei, ja bald darauf Jean-Antoine Lelronne 
(Paris 1787 — ebenda 1848; Prof. Gesch. und Bibi. Paris) in seinen „Recherches 
pour servir ä l’histoire de l’Egypte“ und spätem Abhandlungen nachwies, dass 
der betreffende Tempel erst im 3. Jahrhundert n. Chr. erbaut sein könne; auch 
K. Riel soll durch die auf dem Tierkreise selbst vorkommenden Zahlen zu einer 
entsprechenden Altersbestimmung geführt worden sein. Vgl. ferner „Johannes 
Dümichen (Weissholz in Schlesien 1833 geh.; Prof. Strassburg), Baugeschichte 
des Denderatempels. Strassburg 1877 in 8.“ — Anhangsiveise ist zu erwähnen, 
dass die alten Inder und Chinesen, sowie auch die Araber vor Mohammed, den 
Tierkreis ausserdem in 28 Teile geteilt haben sollen, welche sie Mondhäuser 
hiessen, — eine Einteilung, welche für die Völker, die (303) ihrer Zeitrechnung 
die Mondbewegung zu Grunde legten, in der That ganz natürlich war. — 
b. Die der Sonne zur Rückkehr in dieselbe Lage zu einem Sterne nötige Zeit, 
oder die Länge des sog. siderischen Jahres, lässt sich aus Meridiandurchgängen 
leicht bestimmen. So wurden z. B. zu Paris (vgl. Annal. de l’Observ. 12—13) 
folgende Culminationen beobachtet:
	        
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