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— Die Sonne als Wandelstern. —
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(vgl. Epitome II 9—10) damit in Zusammenhang bringen, dass besagte Kreise
nie vollständig, sondern nur „verstümmelt“ zu sehen seien; da dies aber bei
allen Deklinationskreisen der Fall ist, so ist die Vermutung von Heis (vgl.
Wochenschrift 1874 p. 350) weit plausibler, dass sie den Namen Schwanz-
Verstümmler (von xolovtiv = verstümmeln, und ovyü = Schwanz) darum er
halten haben, weil sie (der Kolur der Equinoktien beim grossen, derjenige der
Solstitien beim kleinen Bären) je den Schwanz abschneiden.
198. Anfang und Einteilung des Sonnentages. — Wäh
rend gegenwärtig so ziemlich alle Kulturvölker in der bürgerlichen
Zeitrechnung den Tag nach alt-egyptischein Gebrauche mit Mitter
nacht beginnen, und 12 Vormittagsstunden ebensoviele Nachmittags
stunden à GO Minuten à 60 Sekunden à GO Tertien folgen M , in der
astronomischen Zeitrechnung aber nach dem Vorgänge der Araber 6
den neuen Tag erst mit dem folgenden Mittag anfangen lassen und
die Stunden bis 24 fortzählen, — so bestanden früher neben diesen
in Beziehung auf Tagesanfang und Tageseinteilung noch verschiedene
andere Übungen : Die Babylonier begannen den Tag mit Sonnen
aufgang, — die Griechen und Juden mit Sonnenuntergang oder
später mit 6 h abends; dabei teilten diese Völker den Tag zunächst,
entsprechend den jeweiligen Tag- und Nachtbogen der Sonne, in
Tag und Nacht, und erst jeden dieser beiden Hauptabschnitte in
12 Stunden, wodurch die sog. ungleichen Stunden entstanden, wel
chen jedoch bald (wenigstens für wissenschaftliche Zwecke) die aus
Einteilung des ganzen Tages in 24 gleiche Teile hervorgehenden
Equinoktialstunden gegenübergestellt wurden c . Die alten Inder sollen
den Tag sexagésimal in G0 h à 60 m à G0 S geteilt haben rf , während
die Japanesen und Chinesen denselben von jeher in 12 Doppelstunden
zerlegten, auf jede 8 Kerben rechnend e . Ein 1792 von Laplace ge
machter Vorschlag, auch den Tag décimal in 10 h à 100 m à 100 s zu
teilen, also eine Decimal-Sekunde von 0 S ,864 einzuführen, fand glück
licherweise keinen Beifall und hat gegenwärtig nur noch darum
einiges Interesse, weil ihn der Urheber in seiner „Mécanique céleste“
festhielt.
Zu 192: a. Sonderbarer Weise zeigten die öffentlichen Uhren in Basel
(vgl. Biogr. III und Notiz. 258—59) ungefähr von der Zeit des Basler Konzils
hinweg, und zum grossen Ärger von Dan. Bernoulli bis gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts, fortwährend eine Stunde mehr als es der Länge dieses
Ortes zukam, — und zwar nur in der Stadt, nicht auf der zugehörigen Land
schaft. Die ursprüngliche Veranlassung dieser Übung ist unbekannt. — b. Nach
„lileler, Über die Zeitrechnung der Araber (Berl. Abh. 1812/3)“ sollen bürgerlich
auch die Araber, wie überhaupt die Mohammedaner, den Tag mit Sonnen
untergang begonnen haben. — c. Die Juden sollen früher auf jede dieser
Stunden 1080 Chlakim (Teile) à 76 Begann (Augenblicke) gerechnet haben. —
d. Vgl. eine Note von Legentil im Journ. des Sav. von 1773. — e. Die Chinesen