Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

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— Die Fixsterne und Wandelsterne. — 
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die Rektascension des Sternes ableitete. Er erhielt so bereits weit 
zuverlässigere Bestimmungen für die Lage der Sterne, als solche 
früher (372) durch andere Methoden, wie namentlich durch Be 
obachtung der Auf- und Untergänge, erhalten worden waren, — ja 
auch als diejenigen, welche man seinen bedeutendsten Vorgängern 
Timocharis und Aristyll verdankte ", da diese zwar einzelne Sterne 
in entsprechender Weise mit den Equinoktialpunkten verglichen zu 
haben scheinen, aber den Eintritt der Sonne in letztere noch nicht 
mit genügender Genauigkeit zu bestimmen wussten 6 . 
Zu 199: a. Die erste Beobachtung, welche Ptolemäus (Almagest VII 3) 
von diesen beiden alten Astronomen beibringt, bezieht sich auf eine Bedeckung 
der Spica im Jahre 294 v. Chr. — b. Der Eintritt eines Equinoktium wurde 
früher aus dem Momente bestimmt, wo der innere Rand einer sog. „Equatoreal- 
Armille“, d. h. eines senkrecht zur Weltaxe befestigten Ringes, gleichmässig 
beschattet erschien, — wohl auch, indem man am Gnomon vor und nach dem 
Eintritte die Mittagshöhe der Sonne bestimmte und daraus durch eine Art 
Interpolation den Moment ableitete, wo dieselbe mit der Equatorhöhe überein 
stimmte, — oder indem man vor und nach jedem Equinoktium wiederholt die 
von der auf- und untergehenden Sonne geworfenen Schatten mit der Linie 
Ost-West verglich und daraus den Moment abzuleiten suchte, wo der Schatten 
auf diese Linie selbst gefallen wäre. In ähnlicher Weise wurden die Solstitien 
durch Aufsuchen der Zeit erhalten, wo der Gnomon den kürzesten oder 
längsten Mittagsschatten warf, — wohl auch, indem man wieder durch 
eine Art Interpolation die Zeiten zu bestimmen suchte, zu welchen die Sonne 
vor und nach einem Solstitium die gleiche Höhe besass und aus diesen das 
Mittel nahm. 
300. Die sog. Präeession der Naclitgleicheii. — Als 
Hipparch nach den erwähnten Methoden einen ersten grossem Stern 
katalog anlegte", fand er z. B., dass die Spica dem Herbstpunkte 
nur um 6° vorausgehe, während 150 Jahre früher Timocharis und 
Aristyll noch 8° gefunden hatten 6 , — ein Resultat, das sich er 
geben würde, wenn der Ertihlingspunkt in jedem Jahre um 48" im 
Sinne der täglichen Bewegung vorrückte. Ähnliche, wenn auch 
zum Teil etwas stark variierende Werte ergaben sich Hipparch bei 
Vergleichung anderer Sterne, — immer Zunahme der Länge bei 
wesentlich gleicher Breite, — und so glaubte er schliesslich aus 
sprechen zu können, dass besagtes Vorrücken wirklich statt habe 
und mindestens 1° in 100 Jahren oder also 36" in Einem Jahre 
betrage 0 . Die Folgezeit hat, wie wir sofort hören werden, die 
Richtigkeit dieses Ausspruches vollständig dargethan und die Ent 
deckung dieser sog. Präcession der Nachtgleichen den Hauptleistungen 
von Hipparch beigeschrieben, obschon es auch nicht an Versuchen 
fehlte, dieselbe, wenn auch meist aus sehr futilen Gründen, schon 
ältern Völkern zu vaidicieren d .
	        
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