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— Die Fixsterne und Wandelsterne. —
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in Beziehung zu der bereits (191) besprochenen Veränderlichkeit
der Schiefe der Ekliptik gebracht worden ist, — und anderseits,
dass Bradley 1747 eine an die Mondsknotenperiode von 18,6 Jahren
gebundene, allerdings (610) im Maximum in Länge nur etwa 18"
betragende periodische Störung der Präcession entdeckte, welche
seither als sog. Nutation in Betracht gezogen wird b .
Xu 201: a. Die Vergleichung einiger früherer Bestimmungen veranlasste
eine eigentümliche Kontroverse: Ptolemäus hatte nämlich um 130 die Länge
von (( Virginis zu 176° 40' angenommen, — Alfons aber um 1281 zu 193° 48',
— während Johannes Werner (Nürnberg 1468 — ebenda 1528; Pfarrer zu
Nürnberg; vgl. Günthers 5. Studie von 1878) gegen Ende von 1514 dafür
196° 53' 19" fand; es würde daraus, wenn diese Daten und Jahreszahlen richtig
wären, für die Zeit von Ptolemäus bis Alfons eine jährliche Präcession von
53",6, für diejenige von Alfons bis Werner dagegen nur eine solche von 47",6,
also eine entschiedene Ungleichheit folgen, — und eine solche nahm dann auch
Werner in seinem „Tractatus de motu octavae sphserse. Norimhergse 1522 in 4.“
nicht nur als Thatsache an, sondern benutzte sie sogar als Ausgangspunkt für
einen weitern Aushau der Lehre von der sog. Trepidation (206), wofür er aber
1524 von Coppernicus in einem Briefe an Bernhard Wapowski (1475? — 1535;
Domherr in Krakau), dem neuerlich durch Maximilian Curtze (Ballenstedt in
Anhalt 1837 geh.; Gymn. Thorn) in Wien wieder aufgefundenen und durch
Günther (Mitth. II des Copp. Ver.) kommentierten „Wapowski-Briefe“, unter
Nachweis begangener Kechnungsfehler, scharf ins Gericht genommen wurde.
Auch spätere verwandte Theorien, wie z. B. die von Geronimo Fracastoro
(Verona 1483 — ebenda 1553; Arzt zu Verona) aufgestellte, fielen ebenso in
sich selbst zusammen. — b. Vgl. „Bradley, On the apparent motion of the
fixed stars (Pli. Tr. 1748).“
*409. Die Folgen der Präcession und das sog. tropi
sche Jahr. — Infolge der Präcession durchläuft der Frühlings
punkt in circa 26000 Jahren die ganze Ekliptik", während sich
gleichzeitig auch der Equator und sein Pol verschieben, und zwar
so, dass letzterer nahe einen Kreis um den Pol der Ekliptik be
schreibt h . — Ferner hatte man früher schlechtweg ein Jahr von
365*/ 4 d angenommen, während nun Hipparch infolge seiner Ent
deckung zwischen dem tropischen Jahre, das die Sonne zu demselben
Punkte der Ekliptik, und dem siderischen Jahre, das sie zu dem
selben Sterne zurückführt, unterscheiden und jedes dieser Jahre
bestimmen musste. Er begann mit dem tropischen Jahre, dessen
Ermittlung ihm näher lag, da er (199) die Eintritte der Sonne in
die Solstitien und Equinoktien ziemlich genau zu erhalten wusste c ,
ja sogar für diese einige zuverlässige Bestimmungen aus älterer
Zeit zur Vergleichung besass: Als er nun z. B. fand, dass das
Sommersolstitium des Jahres 134 v. Chr. um einen halben Tag
früher eintraf, als er dasselbe aus einem 147 Jahre zuvor durch
Aristarch beobachteten mit einem Jahre von 365*/ 4 d erhalten hatte,