Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

202 — Oie Folgen der Präcession und das sog. tropische Jahr. — 443 
so musste er annehmen, dass letzteres um den 147. Teil von */ 2 
oder um circa 5 m zu gross sei, dass also das tropische Jahr nur 
365 d 5 h 55 m betrage, — und eine spätere ähnliche Bestimmung von 
Albategnius ergab sogar nur 365 d 5 h 46 m 24 s , während die Gegen 
wart 365 d 5 h 48 m 46 s gefunden hat d . In einem tropischen Jahre 
legte aber die Sonne nach Hipparchs Bestimmung der Präcession 
höchstens 359°,99 zurück, also musste das siderische Jahr minde 
stens 365 d 6 h 10 m betragen, und in der That hat (191) die Neuzeit 
dafür den nur wenig kleinern Wert 365 d 6 h 9 111 10 s ,75 gefunden e . 
Zu 203: a. Nach Ideler (I 193) war es im Altertum eine sehr verbreitete, 
vermutlich zuerst durch Plato in seinem Timseus angeregte Meinung, dass es 
ein grosses Jahr gebe, welches „den Anfang und das Ende aller Dinge“ in 
sich begreife. Später wurde dieses sog. Platonische Jahr mit unserer Periode 
von circa 26000 Jahren identifiziert. Vgl. auch 200: d. — b. Während der 
Pol des Equators in vorhistorischen Zeiten 
hei t und u Draconis, dann bei ß Ursse min. 
gestanden hatte, nähert er sich jetzt noch 
bis A. 2100 unserm gegenwärtigen Polar 
sterne w Ursse min. (Minimalabstand 28'), ent 
fernt sich dann aber wieder von ihm gegen 
den Cepheus hin, so dass etwa A. 3500 in 
y Cephei ein neuer Prätendent für die Würde 
eines Polarsternes auftreten wird, u. s. f., bis 
endlich nach vielen Jahrtausenden unsere 
gegenwärtigen Zenitalsterne (erst « Cygni, 
dann « Lyrse) näher am Pole leuchten werden 
als « Ursse min. zur Zeit Hipparchs. — c. Hipparch wusste seine Bestimmungen 
noch in verschiedener Weise zu kontrolieren, so z. B. das Herbstequinoktium 
durch Vergleichung mit der in der Ekliptik stehenden und dem Herbstpunkte 
nahen Spica. — d. Setzt man die Länge des siderischen Jahres nach Hansen 
(191) gleich 365 d ,256 3582, die mittlere tägliche tropische Bewegung nach eben 
demselben gleich 3’" 56 s ,555 = 3548",33, und (609) den jährlichen Betrag der 
Präcession nach Bessel 
dq> _ ( 50",21129 + 0",00024 42966 • t \ f 
“dT “ \ 22354 42966 • t' / 
wo t. die seit 1750 und t' die seit 1800 verflossenen Jahre zählt, so erhält 
man die Länge des tropischen Jahres im Jahre t' unsers Jahrhunderts 
T = 365 d ,256 3582 — (50",22354 + 0",00024 42966 • t') : 3548",33 
= 365 d ,242 2041 — 0 d ,000000 068848 • t' 3 
= 365 d 5 h 48™ 46 8 ,43424 — 0 S ,00594 84672 • t' 
Der Unterschied zwischen dem tropischen und julianischen Jahre beträgt somit 
t = 6 73 8 ,56 5 76 4- o 8 ,00594 84672 • t' 3 
c. Hipparch bestimmte 146 v. dir. zu Alexandrien die Frühlingsnachtgleiche 
auf III 23, 23 h 55™, — Cassini zu Paris 1735 auf III 20, I4 h 2l m , was auf 
alten Kalender und Alexandrien reduziert mit III 9, 16 11 12™ übereinkömmt. 
Die beiden Equinoktien stehen also um 14 d ,1286 weniger als 1880 julianische
	        
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