Full text: Einleitung in die Astronomie (2. Halbbd.)

460 
— Die Fixsterne und Wandelsterne. — 
214 
wurden, wie dies vorstehend durch eine Figur erläutert ist, Avelche ich dem 
zur Zeit geschätzten Werke „Mart. Pegius, Geburtsstundenbuch. Basel 1570 
in fol.“ entnommen habe. In jedes dieser Häuser, welche nach Ozanam die 
ihre Bedeutung involvierenden Namen „I Maison de la vie, II M. des richesses, 
III M. des frères, IV M. des parens, V M. des enfans, VI M. de la santé, 
VII M. du mariage, VIII M. de la mort, IX M. de la piété, X M. des offices, 
XI M. des amis, XII M. des ennemis“ trugen, wurden die Längen des ein 
tretenden Punktes der Ekliptik und der in dasselbe fallenden Wandelsterne 
eingetragen, — ebenso die beiden Mondsknoten, der sog. Drachenkopf (ft) und 
Drachenschwanz — und endlich das sog. Glücksrad (®), d. h. derjenige 
Punkt, der ebensoweit vom Monde abstand als die Spitze des ersten Hauses 
von der Sonne. Hierauf wurde noch ein sog. Speculum astrologicum konstruiert, 
d. h. ein Täfelchen, in 
welches die 7 Wandel 
sterne nach ihrer Länge in 
die Zeichen eingetragen, 
sowie ihre Aspekten ein 
geschrieben wurden, und 
aus dem man daher leicht 
den gegenseitigen Stand 
der Planeten finden konn 
te, wie z. B. 2J- A 
cf er O, ? * C. etc - — 
Hieraus, sowie nach dem Stande in den Häusern, wurde nun nach bestimmten 
Regeln auf die künftigen Schicksale des jungen Erdenbürgers geschlossen: 
Wenn z. B. bei Geburt eiues Knaben Q in I stand, so war zu erwarten, dass 
aus ihm ein gesunder und gelehrter Mann werde, während t> in I auf einen 
unreinlichen und faulen Kerl gedeutet hätte; (£ in V versprach ihm dereinst 
grossen Kindersegen, t> in VI häufig Zahnschmerzen und Leibreissen; J in 
VII stellte ihm eine Xantippe in Aussicht, $ in X gute Erfolge als Geometer; 
etc. — Die Hauptkunst bestand dann allerdings darin, schliesslich die einzelnen 
Ergebnisse in möglichst unbestimmten Phrasen, aber unter Berücksichtigung 
der äussern Umstände des Kindes, zu einem Prognostikou zusammenzustelleu. 
— c. Es würde mich hier viel zu Aveit führen, an der Hand der im 4. Jahr 
hundert durch den Sicilianer Julius Firmicus Maternus verfassten „Astronomi 
corum libri VIII (Venetiis 1499 in fol., und später) und anderer alter Schrift 
steller, soAvie unter Benutzung der betreffenden neuern Forschungen von Julius 
Oppert (Hamburg 1825 geb. ; Prof, orient. Paris) und andern Assyriologen, zu 
versuchen, eine Geschichte der Astrologie im Altertume zu erstellen, Avie dies 
z. B. durch „A. Häbler, Astrologie im Alterthum (s. 1.) 1879 in 4.“ in ganz 
verdienstlicher Weise geschehen ist, und ich muss mich auf die Bemerkungen 
beschränken, dass es Avenig begründet erscheint, die grossen griechischen 
Astronomen Eudoxus und Ptolemäus auch den Astrologen zweiter Klasse beizu 
zählen, ja dass der letzterm zugeschriebene und unter dem Titel „De judiciis 
astrologicis“ in die 1551 zu Basel veranstaltete Gesamtausgabe seiner Schriften 
aufgenommeue Traktat „TtT^üßißlo^ gar nicht von ihm, sondern von einem 
zu Neros Zeit in Rom lebenden Namensvetter verfasst Avorden sein dürfte, — 
auch zunächst nur die allgemeinen Einflüsse in Betracht zieht, Avelche die 
Gestirne infolge ihrer Stellung auf die Erde ausüben könnten, obschon er die 
Möglichkeit der speciellen Sterndeuterei nicht geradezu in Abrede stellt. —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.