214
— Die sog. Astrologie. —
461
Später betrieben namentlich die Araber die Astrologie mit grossem Eifer nnd
bei ihnen entstanden zunächst die betreffenden Gesetzbücher, welche nach Er
findung der Buchdruckerkunst so oft nützlichere Werke von den Pressen ver
drängten, wie z. B. „Albumasar (Balkli in Khorassan 805 — Yacith 885; Astro
nom in Bagdad), Flores astrologici (Aug. Vind. 1488 in 4.), und: De magnis
conjunctionibus (Aug. Yind. 1489 in 4.), — Alchabitius (um 950), Libellus ysa-
gogicus ad magisterium judiciorum astrorum (Venetiis 1485 in 4.), — Albohazen
Haly (um 950), Liber de judiciis astrorum (Venetiis 1485 in fol.; in besserer
Übersetzung durch Ant. Stupa: Basilese 1551 in fol.), — etc.“ — Teils über
Rom, teils durch die Araber verpflanzte sich die Astrologie auch in das Abend
land und gelangte dort bald zu so grossem Ansehen, dass sie auf manchen
hohen Schulen, wie z. B. in Bologna und Padua, eigene Lehrstühle erhielt, ja
viele Fürsten und Städte sich Astrologen besoldeten: Ich erinnere an Guido
Bonatti (Cascia in Toscana 1223? — Ancona 1300?; vgl. dessen „Vita. Roma
1851 in 8.“ durch B. Boncompagni), der längere Zeit Astrolog der Republik
Florenz war. Wohl wurde sie auch wiederholt bekämpft, wie z. B. von Nie.
Oresme, der sich in einem als Manuskript in Paris liegenden „Liber de divi-
nacionibus“ sehr scharf dagegen ausgesprochen haben soll, — von Toscanelli,
der sich selbst als Beweis für die Triiglichkeit der Astrologie hinstellte, da
ihm sein Horoskop nur eine kurze Lebensdauer verheissen habe, — von Para
celsus, der mit Bezug darauf in seiner derben Weise sagte: „Unterstand dich
nicht unmiigliche Ding, dann es ist spöttisch“, und wieder: „Das Kind bedarff
keines Gestirns noch Planeten; seine Mutter ist sein Planet und sein Stern“,
— etc.; aber dafür waren wieder andere, die zu den Besten ihrer Zeit ge
hörten, wie ein Melanchthon, Cardan, etc., der Astrologie sehr zugethan. —
Landgraf Wilhelm liess sich durch die Astrologen nicht bethören, während da
gegen Tycho denselben Glauben geschenkt, aber allerdings selbst nie prophezeit
haben soll, was bekanntlich Kepler, wenn auch mit Widerwillen, des Brod-
erwerbes wegen nicht selten that: „Es ist wohl diese Astrologie ein närrisches
Töchterlein“, sagte letzterer; „aber du lieber Gott, wo wolt jhr Mutter die
hoch verniinfftige Astronomia bleiben, wenn sie diese jhre närrische Tochter
nit hette, ist doch die Welt noch viel närrischer und so närrisch dass deroselben
zu jhrem Frommen diese alte verständige Mutter durch der Tochter Narrentay-
dung eyngeschwatzt und eyngelogen werden muss; und seynd der Mathemati
corum salaria so gering, dass die Mutter gewisslich Hunger leyden müsste,
wann die Tochter nichts erwürbe“. — Nach der Kepler’schen Zeit verlor die
Astrologie aisgemach ihre Bedeutung und man kann kaum begreifen, wie es
der sonst verdiente Morin unternehmen mochte, dieselbe durch seine posthum
erschienene „Astrologia gallica. Hagae 16G1 in fol.“ nochmals stützen zu
wollen, — geschweige wie noch in unserm Jahrhunderte der allerdings zu
weilen überhaupt verrückte Wilhelm Andreas Pfaff (Stuttgart 1774 — Erlangen
1835; Prof. math. Dorpat, Würzburg und Erlangen; Bruder von Ch. Pfaff in
IGO) wagen durfte, den Tod des ersten Napoleon mit einer Konjunktion von
Jupiter und Saturn in Parallele zu setzen. — Für weitern Detail vergleiche:
„Adolf Drechster, Astrologische Vorträge. Dresden 1855 in 8., — Robert Bill-
willer (St. Gallen 1849 geb.; Dir. meteorol. Centralanstalt in Zürich), Vortrag
über Astrologie. Basel 1878 in 8., — etc.“