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Die Erde und ihr Mond. —
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Kn 321 : a. Wie schon zur Zeit von Moses in Palästina die Dattelpalme
reife Früchte brachte (Min. der mittl. Jahrestemperatur 21° C.) und doch auch
uoch der Weinstock gedieh (Max. 22° C.), so hält sich dort noch heute die
mittlere Jahrestemperatur auf circa 2172°, — und eine ähnliche Beständigkeit
würde sich wohl auch für andere Stellen der Erde ergeben, wenn wir die
nötigen Anhaltspunkte aus früherer Zeit besitzen würden. — Auch folgende
Rechnung nötigt uns, von einer noch gegenwärtig vor sich gehenden merk
lichen Abkühlung zu abstrahieren: Bezeichnen r und t Radius und Rotations
zeit der Erde, v aber die Geschwindigkeit eines Equatorpunktes, so ist
2rii = t • v, und somit, wenn man annimmt, dass v infolge der Trägheit un
verändert bleibe, 2îi-dr = v-dt oder dt = 2^-dr:v = t- dr:r. Würde
nun r für 1° Abkühlung um dr abnehmen, und wäre « die Ausdehnung •
der Längeneinheit für 1°, so hätte man dr = r •«, also dt = t-«. Setzt
man nun «, wie es etwa dem Gesamtmaterial der Erde entsprechen dürfte,
etwas grösser als Y 10 oooo und (192) die Rotationszeit der Erde gleich
100000 Decimalsekunden, so kömmt dt, und damit die durch Abkühlung um
1° bewirkte Verkürzung des Tages, auf etwas mehr als eine Deciinalsekunde,
während Laplace (508) aus andern astronomischen Daten fand, dass sich der
Tag seit Hipparch nicht um Vtoo einer solchen Sekunde verändert haben könne.
— b. Auf die geologischen Untersuchungen kann ich natürlich hier nicht ein-
treten, und auch für die mathematischen Spekulationen, die bei allem Interesse
noch nicht zu abschliessenden Resultaten führen konnten, muss ich mich auf
Angabe einiger betreffender Schriften beschränken. Ich erwähne „A. Clairaut,
Théorie de la figure de la terre. Paris 1743 in 8. (2 éd. 1808), — A. M. Legendre,
Recherches sur la figure de la terre (Mém. Par. 1784), — P. S. Laplace, Mé
canique céleste (Livre XI in Tome V von 1825), — J. F. Saigey, Physique du
globe. Paris 1832, 2 Vol. in 16., — E. Roche, Mémoire sur l’état intérieur du
globe terrestre (Mém. Montpellier 1881), — E. Tissérand, Sur la constitution
intérieure de la terre (Bull. astr. 1884), — Faye, Sur la constitution de la
croûte terrestre (Compt. rend. 1886), — etc.“, und verweise zum Schlüsse für
den gegenwärtigen Stand der ganzen Frage auf „S. Günther, Lehrbuch der
Geophysik und physikalischen Geographie. Stuttgart 1884—85, 2 Bde. in 8.
(I 314—29)“.
333. Dichte (1er Erde. Während man in altern Zeiten an
die Ermittlung der Masse der Erde kaum denken konnte, und noch
Newton nur als Vermutung aussprach, es möchte die mittlere Dichte
zwischen 5 und 6 fallen, so sind dagegen, von der Mitte des 18. Jahr
hunderts hinweg bis auf die neueste Zeit mehrfach, und nach wesent
lich verschiedenen Methoden, gelungene Versuche gemacht worden,
diese Grössen durch wirkliche Messungen zu bestimmen : Nach dem
dafür durch Maskelyne und Hutton inaugurierten Verfahren, bei
welchem Lot-Ablenkungen benutzt wurden, ergaben sich für die
mittlere Erddichte Werte, welche zwischen 4,48 und 5,32 schwank
ten a , — hei dem von fVlichell ausgedachten und von Cavendish zu
erst angewandten Verfahren, hei welchem ein Horizontalpendel
unter dem Einflüsse von schweren Bleimassen zu schwingen hat,
wurden Werte erhalten, welche zwischen 5,44 und 5,88 variieren 6 ,