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— Die Erde und ihr Mond. —
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Ausführung seines Planes gestorben. Sein Apparat ging an Fr. Woliaston über,
wurde von diesem an Cavendish verschenkt, der ihn noch etwas umgestaltete,
und bestand schliesslich (vgl. des letztem „Experiments to détermine the
density of the earth“ in Pli. Tr. 1798, oder in franz. Übersetzung durch Chompré
in Cali. 17 des Journ. de l’école polyt.) aus einem Holzstabe der Länge 21, der
au einem feinen Metalldrahte der Torsion h hing und zwei Metallkugeln trug,
denen die Schwungzeit
T = n • ]/l fh anstatt t = rr-]/l:g = T- ]/h:g *
entsprach. Den Kugeln dieses Pendels wurden sodann in der Distanz d Blei-
massen des Gewichtes K gegenübergesetzt, welche das Pendel um « ablenkten,
so dass die Attraktion gleich h • Si « = g • Si «• t 2 : T- gesetzt werden konnte,
also in der g zu Grunde liegenden Entfernung des Erdradius R noch d 2 : R 2 mal
so viel betragen haben würde. Bezeichnet man somit die Masse der Erde
mit M, so ist
M : K == g :
g • d 2 ■ t 2 • Si u
R*‘T*
oder
M -
R 2 • T 2 •K
d 2 • t 2 • Si a
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und aus M kann sodann mit Hilfe der Erddimensionen die gesuchte Dichte
berechnet werden. Cavendish erhielt so aus verschiedenen 1797/8 angestellten
Versuchsreihen im Mittel die Erddichte 5,48, — und seither fanden auf dem
selben Wege: Ferdinand Reich (Bernburg 1799 — Freiberg 1882; erst Iliitten-
gehilfe, dann Prof. phys. Freiberg), vgl. dessen „Versuche über die mittlere
Dichtigkeit der Erde mittelst der Drehwaage. Freiberg 1838 in 8., und: Neue
Versuche mit der Drehwaage (Sachs. Abh. I von 1852)“ 5,44—5,88, — „Fr.
Baily, Experiments with the torsion rod for determining the mean density of
the earth. London 1843 in 4. (auch Mem. Astr. Soc. 14)“ 5,67, — und: „Marie-
Alfred Cornu (1841 geh.; Prof. Polyt. Paris) et Jean-Baptiste-Alexandre Baille
(Aix-en-Provenee 1841 geb.; Repet. Polyt. Paris), Détermination nouvelle de
la constante de l’attraction et de la densité moyenne de la terre (Comptes
rendus 1873)“ 5,50—5,56. Vgl. auch: „C. V. Boys, On the Cavendish Experi
ment (Proceed. Roy. Soc. 283 von 1889)“. — c. Für einige andere, zum Teil
auf Transformation oder Kombination beruhende Methoden vgl. „Carlini, Osser-
vazioni della lunghezza dell pendolo semplice fatte al monte Cenisio (Elf.
Milan. 1824; es ergab sich 4,39, oder nach Neuberechnung durch Schmidt 4,84),
— Airy, Account of pendulum experiments uudertaken in the Ilarton Colliery
for the purpose of determining the mean density of the earth. London 1856
in 4. (auch Pli. Tr. 1856; er fand 6,57), — Philipp v. Jolly (Mannheim 1809 —
München 1884; Prof. phys. Heidelberg und München; vgl. G. Böhm „München
1886 in 8.), Die Anwendung der Waage auf Probleme der Gravitation (Abh.
München 1878—81; durch Tod unterbrochene, aber sehr interessante Arbeit),
— Rob. v. Sterneck, Untersuchungen über die Schwere im Innern der Erde,
ausgeführt 1882/3 in dem 1000'" tiefen Adalbert-Schachte des Silberbergwerkes
zu Pribram in Böhmen (Mitth. des österr. milit. geogr. Inst. II—III), — etc.
— d. Da 5 */ 2 dem Mittel zwischen den Dichten der Gesteine und der ge
meinen Metalle entspricht und erstere in der Erdrinde vorherrschen, so ist
anzunehmen, dass letztere in grösserer Tiefe massenhaft auftreten. — Als
Kuriosum ist anzuführen, dass Bartoli (vgl. Cosmos 1885 XI 9) fand, es würde
einem Körper, der von jedem bekannten Elemente eine seinem Atomgewichte
proportionale Menge in festem Zustande enthielte, die mittlere Dichte 5,776
zukommen, — also gerade die Dichte, welche Sterneck der Erde geben will. —