Vorrede.
VII
qualitativen Analyse, mir ein auf Erfahrung begründetes Urteil bilden
zu können. Dieses Urteil ist ein überaus günstiges.
Behrens’ mikrochemischen Methoden folgend hat der Chemiker
nur ein Mikroskop für etwas mehr als hundert Mark und ein Kästchen
mit Reagenzien nötig, das in kaum einem Kubikdecimeter alles Er
forderliche für Hunderte von Analysen birgt, um ein mächtiges Hilfs
mittel bei der Hand zu haben, welches ihn in stand setzt, rasch und
sicher komplizierte Gemenge zu entwirren und auch diejenigen Sub
stanzen leicht und sicher aufzufinden, welche auf dem gewöhnlichen
analytischen Wege nur mit Aufwand von viel Mühe und Zeit ent
deckt werden können. Bei der Voruntersuchung, bei kontrolierenden
Identitätsreaktionen mit im qualitativen Gange erhaltenen Nieder
schlägen (z. B. A1(0H).,, AgCl), zur raschen Orientierung über die
Zusammensetzung von Legierungen, ehe die quantitative Analyse der
selben in Angriff genommen wird, leisten die mikrochemischen
Methoden Vorzügliches, und auch im Laufe quantitativer Analysen
können sie vortreffliche Dienste beweisen, wo es gilt, sich über das
genügende Auswaschen von Niederschlägen zu vergewissern oder
deren Reinheit vor der Wägung festzustellen. Man nehme als Bei
spiel die Untersuchung eines Gemenges von BaS0 4 , SrS0 4 , CaS0 4 ,
PbS0 4 , oder einer Lösung, die verschiedene Platinmetalle enthält, die
Untersuchung von Sublimaten nach §§ 69, 70, oder die einer Bronze,
und achte dabei noch auf den Vorteil, dafs der Gegenstand, welchem
man die winzigen Teilchen für die Untersuchung entnimmt, un
beschädigt erhalten bleibt. Bei Anwendung mikrochemischer Methoden
reicht man meistens mit einem Bruchteil eines Milligrammes an
Untersuchungsmaterial aus, und damit werden, statt der flüchtigen
Eindrücke der spektralanalytischen Methoden, Dauerpräparate erhalten,
die jeweilig noch zu Kontrollreaktionen benutzt, oder dem Protokoll
des Befundes als Belegstücke beigefügt werden können.
Für den Gerichtschemiker, der schon lange das Mikroskop bei
seinen Untersuchungen und Entscheidungen benutzt, sind die mikro
chemischen Methoden nahezu unentbehrlich und ihre Vorteile auf der
Hand liegend. Im Unterrichtslaboratorium erscheint mir der Um
stand von hoher Bedeutung, dafs bei der mikrochemischen Analyse
gedankenloses Operieren ausgeschlossen ist. Der angehende Analytiker,
will er überhaupt Resultate erhalten, ist zu weit schärferem Beobachten
zu ungleich vorsichtigerem Operieren gezwungen, als auf dem ge-