166
II. Teil. Anwendung mikrochemischer Reaktionen etc.
c. Eine andere Abweichung von dem oben beschriebenen syste
matischen Gange ergiebt sich, wenn etwa gröfsere Mengen Erz =
einige Centigramme — zur Verfügung stehen. Alsdann kann es vor
teilhaft sein, einige Milligramme der zu untersuchenden Substanz in
gebräuchlicher Weise auf Kohle mit einer kleinen Lötrohrflamme zu
behandeln, und zunächst die hierbei entstandenen Beschläge, weiterhin
den abgerösteten Rückstand mikrochemischer Untersuchung auf nafsem
Wege zu unterziehen.
In weifsen oder hellgrauen Beschlägen können in grofsem Ab
stande von der Probe Vorkommen: As 2 0 3 , KCl, NaCl; in kleinerem
Abstand: PbCl, Sb 2 0 3 , CdO (durch braunrote Farbe gekennzeichnet),
PbS0 4 , ZnO. In gelben Beschlägen können sich, nahe bei der Probe,
zusammenfinden: PbO, Bi 2 0 3 , Sn0 2 .
Man nehme durch Abschaben mit einem spitzigen Messer kleine
Proben der verschiedenen Beschläge, wobei ein wenig mitgeführte
Kohle nicht schadet und erwärme zunächst mit Wasser, danach mit
Salzsäure. Bleisulfat bleibt gröfstenteils, Zinndioxyd bleibt voll
ständig zurück.
In den Wasserauszügen prüft man mit Platinchlorid auf Kalium
(1, a), mit Uranylacetat auf Natrium (2, a, b), mit Kaliumjodid auf
Blei (22, b); in den sauren Lösungen ist mittelst Kaliumjodid Arsen
(70), Blei (71), Antimon (70) und Wismut (71), mittelst Natrium
karbonat Zink (13, a) aufzufinden. Bleisulfat kann durch Zusatz von
Kaliumhydroxyd in Lösung gebracht und mittelst Natriumbikarbonat
in Bleikarbonat (22, d) umgesetzt werden. Um Zinn nachzuweisen
(35, a), mufs man mit rauchender Salzsäure erwärmen 1 ) oder durch
Glühen mit Natriumkarbonat am Platindraht aufschliefsen.
88. Aufsuchung von Edelmetallen.
Auf den ersten Blick scheint es leicht genug, Gold und Platin
mit Salpeter-Salzsäure auszuziehen, das Platin mit Caesiumchlorid,
das Gold mit Stannochlorid nachzuweisen und schliefslich Silber
chlorid mit Ammoniak auszuziehen und aus dieser Lösung krystalli-
sieren zu lassen. Nach einigen Versuchen mit armen Erzen erweist
1) Aus bleihaltigen Zinnbeschlägen können mit Salzsäure und Caesium
chlorid Oktaeder von der Farbe des Kaliumchloroplatinats entstehen. Sie
sind gefärbt durch die mit dem Chlorostannat isomorphe Verbindung Cs. 2 PbCl 6 .