Y. Untersuchung von Glas.
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Ungefärbte Gläser können in bleifreie und bleihaltige eingeteilt
werden. Die letzteren werden von Salzsäure weit stärker angegriffen,
überdies findet Borsäure fast nur für Bleigläser Verwendung. Zu
vorläufiger Orientierung kann angenäherte Bestimmung des Brechungs
exponenten dienen, die an scharfkantigen mikroskopischen Scherben
nach dem Verfahren von Schroeder v. d. Kolk schnell auszuführen
ist. In einer Flüssigkeit von gleichem Brechungsindex verschwinden
die Umrisse der Glasscherben; ist dies nicht der Fall, so schiebt man,
mit schwachem Objektiv und starkem Condensor, ein schwarzes Papier
oder ein dünnes Blech unter den Objektträger, und achtet auf das
Verhalten von Scherben, deren scharfe Kanten von dem vorrückenden
Schatten berührt werden. Bleiben die in den Schatten eintretenden
Kanten hell, während die abgewendeten dunkel werden, so ist der
Brechungsindex des Glases der höhere, werden die abgewendeten
Kanten hell, die dem Schatten zugekehrten dunkel, so hat die Flüssig
keit stärkere Lichtbrechung als das Glas. Man kann hierbei folgende
Stufenleiter annehmen. Optisches Crownglas hat gleichen oder nur
wenig höheren Brechungsindex wie Benzen und Xylen (1,50), statt
deren man auch das weniger flüchtige Cedernöl (1,51) nehmen kann.
Gewöhnliches farbloses Glas (Fensterglas, Spiegelglas) kommt nahezu
mit Nitrobenzen (1,55) überein; Flaschenglas nähert sich Anilin (1,60),
dessen Brechungsindex von bleihaltigem Krystallglas erreicht und
übertroffen wird. Optisches Flintglas hat höhere Brechungsindices als
Chinolin (1,62); die bleireichsten Sorten nähern sich Methylenjodid
(1,74), thalliumhaltiges Bleiglas kann dasselbe noch übertreffen.
Weiteren Anhalt kann man durch einen Schmelzversuch erhalten.
Man schmelzt auf Kohle mit einer reduzierenden Lötrohrflamme.
Sehr strengflüssig: Kieselreiches Kaliglas; weniger strengflüssig:
Natronglas (die Schmelzbarkeit nimmt mit dem Natrongehalt zu);
leichtflüssig: Bleiglas; sehr leichtflüssig: borhaltiges Bleiglas. Dabei
ändern die Bleigläser ihr Ansehen, sie werden in der Hitze gelb, nach
dem Erkalten grau, trübe und halbmetallisch glänzend.
113. Zurichtung der Proben.
Um das Pulvern des Glases zu erleichtern löscht man rotglühende
Scherben in Wasser ab, zerdrückt das Grus in einem Porzellanmörser
und kann nun zum Zerreiben in einer Achatschale übergehen. Das
Feinreiben wird, unter Zusatz von Wasser, fortgesetzt, bis man kein