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II. Teil. Anwendung mikrochemischer Eeaktionen etc.
machen, so kann eine Lösung von Jod in Kaliumjodid als schwaches,
Brom in Salzsäure als ein kräftiges Ätzmittel für Eisen und Stahl
dienen. Man verdünnt mit Wasser bis zu blafsgelber Färbung. Eisen
und Stahl müssen nach Behandlung mit Salzsäure sorgfältig gereinigt
werden, am sichersten durch wiederholtes Aufkochen mit destilliertem
Wasser, wo nicht, so werden die Schliffe nach einiger Zeit durch
Rostflecke verunziert. Auf Schliffen von Kupferlegierungen lassen
Salzsäure und Gemische von Salzsäure mit Salpetersäure oder mit
Kaliumchlorat einen unansehnlichen Überzug von Cuprochlorid zurück.
Derartige Überzüge können durch Überfahren mit rauchender Salz
säure oder durch Eintauchen in Ammoniak beseitigt werden, doch
wird man auf diesem Wege niemals den überraschenden Glanz einer
wohlgelungenen Ätzung mit Salpetersäure erreichen. Beide Säuren
werden häufig bei fraktionierten Analysen benutzt.
Ammoniak leistet gute Dienste bei dem Ätzen von Kupfer
legierungen. Es giebt keinen lebhaften Glanz und auch keine starke
Hochätzung, die für fraktionierte Untersuchung dienen könnte, aber
die Ätzungen mit Ammoniak fallen ungewöhnlich glatt und scharf
aus, und die Wirkung des Ätzmittels ist leicht zu überwachen. Es
entstehen keine Gasblasen und das sehr gleichmäfsige Fortschreiten
der Ätzung kann nach der Färbung des Lösungsmittels beurteilt
werden, die allmählich von Blafsblau in ein gesättigtes Dunkelblau
übergeht. Für Legierungen, welche viel Zinn oder Zink enthalten,
kann Kali- oder Natronlauge als Ätzmittel gebraucht werden.
Für Zinn kommen auch die Polysulfide der Alkalimetalle als stark
wirkende Lösungsmittel in Betracht. Tief geätzte Schliffe können in
horizontaler Lage unter das Mikroskop gebracht werden. Polierten
und schwach geätzten Schliffen mufs man eine Neigung von 10 bis
30° geben, so dafs sie einigen Spiegelglanz zeigen. Man setzt hierfür
ein kleines Pult auf den Objekttisch, welches man leicht aus einem
Streifen von dünnem Zinkblech biegen kann. Um unbequemes Gleiten
der Schliffe zu verhüten, überfährt man das Zink von Zeit zu Zeit
mit einem Stück Wachs.
122. Schliffe für fraktionierte Analyse.
Die Schliffe müssen vor allen Dingen sorgfältig geebnet werden.
Das Feinschleifen wird länger fortgesetzt als für gewöhnliche Präparate
und es werden dafür Glasplatten verwendet, die man von Zeit zu Zeit