Full text: Anleitung zur mikrochemischen Analyse

VI. Untersuchung von Legierungen. 
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gegeneinander abschleift. Sorgfältige Politur ist hier von unter 
geordneter Bedeutung. Das Atzen wird in gewöhnlicher Weise aus 
geführt, jedoch wird das gebrauchte Ätzmittel nicht weggespült, 
sondern mit einem Kapillarrohr aufgenommen und für spätere Unter 
suchung beiseite gelegt. Zeigen sich die hervorragenden Teile der 
Ätzfigur bei Besichtigung unter einem schwachen Objektiv glatt und 
glänzend, so ätze man ein zweites Mal, und so weiter, bis die Ätzung 
eine Tiefe von einem halben Millimeter erreicht, oder bis die hervor 
ragenden Teile des mikroskopischen Bildes anfangen matt und rauh 
zu werden. Das letztere wird im allgemeinen bei Messing und bei 
ähnlichen Legierungen eintreten, während echte Bronzen und viele 
Legierungen des Eisens tiefe Ätzung gestatten. Die gröfste Tiefe, 
1,5 mm, ist auf Schliffen von Ferromangan und Ferrochrom erreicht 
worden, auf Chromstahl und Ferrowolfram Tiefen von 0,7—0,9 mm, 
auf rohem Cementstahl von 0,5 mm. Bleiben dabei die hervorragenden 
Teile glänzend und scharfkantig, so kann man versuchen, aus Plättchen 
von 1—2 mm Dicke durch Einlegen in das Lösungsmittel den leicht 
löslichen Gemengteil vollständig auszuziehen. Von Zeit zu Zeit bringt 
man die Plättchen unter das Mikroskop, um das Fortschreiten des 
Auflösungsvorganges zu verfolgen, und thut dies in kurzen Zwischen 
räumen, wenn sich zahlreiche Teilchen abtrennen und die Ränder 
ausgefranst und durchlöchert werden, weil man kurz vor dem Zer 
fallen der Plättchen die lehrreichsten Ansichten erhält. Der zerfallene 
Rückstand wird unter dem Mikroskop auf Gleichartigkeit untersucht, 
und diese, wenn nötig, durch Schlämmen mit Wasser und mit 
schwereren Flüssigkeiten herbeigeführt, um zuverlässiges Material für 
quantitative Untersuchung zu gewinnen. Dies Verfahren hat sich an 
Ferrochrom, Chromstahl, Ferro wolfram und auch noch an rohem 
Cementstahl bewährt. Auf Schliffen von harten Bronzen werden, 
wenn die Ätzung 0,5 mm Tiefe erreicht hat, die hervorragenden 
Teile angegriffen und abgerundet. Es besteht alsdann wenig Aus 
sicht, durch weiter getriebenes Ätzen ein Zerfallen der Plättchen zu 
wege zu bringen, und man mufs sich nach einem anderen Verfahren 
umsehen, Proben von den hervorragenden Teilen der Ätzfiguren zu 
nehmen. In den meisten Fällen kann man diesen Zweck erreichen 
durch Abschleifen auf Achat oder Feuerstein. Man benutzt dazu den 
Boden eines Achatmörsers, welchen man eben geschliffen, aber nicht 
geglättet hat. Man reibt darauf mit dem geätzten Schliff, bis sich
	        
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