II. Ziel und Methode der mikrochemischen Analyse.
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Als Beispiel mag der mikrochemische Nachweis von Schwefel
herangezogen werden. Hierfür können drei Verbindungen in Betracht
kommen: Bariumsulfat, Calciumsulfat, und Caesiumalaun. Ihre Lös
lichkeitsverhältnisse sind 1:400 000; 1:400; 1:200. Aus der Zu
sammenstellung derselben erhellt sogleich, warum Chlorbarium das
allgemein gebräuchliche Reagens für Schwefelsäure ist, während Chlor
calcium nur ausnahmsweise für diesen Zweck benutzt wird. Die
Sache liegt anders, wenn es sich um mikrochemischen Nachweis
handelt. Hier wird die Wahl des Reagens durch die Erwägung be
stimmt, dafs Bariumsulfat in aufserordentlich kleinen Körnern aus
fällt, während Calciumsulfat wohl begrenzte charakteristische Krystalle
liefert, zu deren Erkennung lOOfache Vergröfserung ausreicht. Während
der Probetropfen langsam verdunstet, nimmt die Zahl und Gröfse der
Krystalle beständig zu, so dafs es mit einiger Übung möglich ist,
auf diesem Wege 0,00019 mg (0,19 [ig) Schwefel nachzuweisen.
Führt man die.Schwefelsäure in Caesiumalaun über, so läfst sich die
Empfindlichkeit noch weiter treiben; trotz gröfserer Löslichkeit ge
lingt es 0,12 [.ig Schwefel als Caesiumalaun sichtbar zu machen.
Die Ursache ist in dem grofsen Molekularvolumen und in der Gröfse
der Krystalle des Caesiumalauns zu suchen. Bleisulfat vereinigt aus
geprägte Neigung zu Krystallbildung mit grofsem Molekularvolumen
und geringer Löslichkeit (1:23 000); dementsprechend gelingt es,
mittelst Bleisalzen die Grenze der Reaktion bis 0,006 [ig Schwefel
vorzuschieben.
Für den Nachweis von Silber unter dem Mikroskop kann man
die Krystallisation seines Chlorids aus ammoniakalischer Lösung ver
wenden. Ein zweites Verfahren beruht auf der Fällung von krystalli-
siertem Silberchromat aus sauren Silberlösungen. Die Empfindlichkeit
dieser beiden Reaktionen ist nahezu dieselbe, obwohl das Molekular
volumen des Chromats nicht viel gröfser ist als das Molekularvolumen
des fast unlöslichen Chlorids. Die Grenze unzweifelhafter Reaktion
liegt in beiden Fällen bei 0,15 [ig Silber, diese kleine Substanz
menge verteilt sich aber bei Anwendung des Chlorids auf eine gröfse
Zahl von Krystallen, welche so klein ausfallen, dafs man 800fache
Vergröfserung an wenden mufs, um die Würfelform an ihnen fest
stellen zu können, während die Krystalle des Chromats grofs genug
sind um ohne Mühe bei 50facher Vergröfserung erkannt zu werden.
Dieser Fall zeigt in schlagender Weise den Einflufs, welchen die Gröfse