Full text: Anleitung zur mikrochemischen Analyse

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I. Teil. Allgemeine Methode und Reaktionen. 
3. Zuverlässigkeit. Um als zuverlässig zu gelten, mufs eine 
Reaktion folgenden drei Bedingungen genügen: Ihr Eintreten mufs 
derart sein, dafs es keinen Zweifel bestehen läfst, ihr Verlauf und 
ihr Endprodukt mufs ohne Schwierigkeit wahrzunehmen sein, endlich 
müssen beide, oder doch jedenfalls das Endprodukt, charakteristisch 
sein. — Reaktionen, welche durch kleine Änderungen der Temperatur 
oder der Zusammensetzung des Lösungsmittels beeinflufst werden, 
haben keinen Wert. Hierher gehört die Unterscheidung von Cadmium 
und Zink mittelst Oxalsäure, weil diese in hohem Grade von dem 
Säuregehalt der Lösung beeinflufst wird, und gleichfalls die Ab 
scheidung von Antimon und von Barium als Bariumantimonyltartrat, 
weil dieselbe durch die Anwesenheit von Verbindungen anderer Metalle 
und grofser Mengen von Alkalisalzen beeinträchtigt wird. 
Abänderung der Form (bisweilen auch der Farbe) von 
charakteristischen Verbindungen durch die Anwesenheit eines dritten 
oder vierten Elements ist eine häufig vorkommende Erscheinung. Im 
günstigen Fall führt sie zu neuen Reaktionen, wofür als Beispiele 
dienen mögen: die Veränderung von Tballochlorid in Gegenwart von 
Goldchlorid und das merkwürdige Verhalten von Zink-Mercuri- 
Sulfocyanat in Gegenwart sehr kleiner Mengen von Kupfer. Meistens 
bringt sie unliebsame Störungen, durch Verdecken von Reaktionen 
und durch Verwischen charakteristischer Einzelheiten. Es kommt 
recht oft vor, dafs Reaktionen, welche in einfachen Lösungen von 
grofsem Wert sind, durch derartige Störungen in gemischten Lösungen 
unbrauchbar gemacht werden. So kann man Cadmium und Zink 
recht gut mit Hilfe von Oxalsäure auffinden, sind aber beide ge 
nannten Metalle in einem Probetropfen zugegen, so zeigt Oxalsäure 
nur die Anwesenheit von Zink an. — Ist neben Zink wenig Magnesium 
zugegen, so fällt Oxalsäure nur formlose Knollen, herrscht das 
Magnesium vor, so entsteht ein gut krystallisierendes Doppeloxalat, 
dessen Form (hexagonale Täfelchen) mit der Stäbchenform des Zink 
oxalats nichts gemein hat. — In Lösungen, die gleich viel Barium 
und Strontium enthalten, zeigt Schwefelsäure das Barium nicht an; 
man erhält Mischkrystalle von der Form des Strontiumsulfats. — 
Calciumtartrat und Calciumkarbonat krystallisieren leicht und schön 
aus Lösungen, die kein Barium enthalten, ist letzteres zugegen, so 
erfolgen pulverige und sphärolitische Niederschläge, in denen keines 
von beiden Metallen zu erkennen ist. — Chlorkalium bewirkt eigen
	        
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