Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

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XII. Cyanverbindungen. 
5. Bei der Oxydation vieler organischer Substanzen (z. B. auch 
von Bhodanaten) durch Salpetersäure. — Andere Synthesen s. S. 299. 
Darstellung: 1. aus Blutlaugensalz s. o.; 2. Melasseschlempe 
gibt bei der trockenen Destillation Methylamin usw., dieses bei 
höherem Erhitzen u. a. Blausäure (Dessauer Verfahren; C. 1909, 
H, 1990). 
Zur Gewinnung der wasserfreien Säure werden die Dämpfe 
durch Chlorcalcium getrocknet (A. 357, 318). 
Farblose, bei — 15° erstarrende Flüssigkeit vom S.-P. 26,5° 
und dem spez. Gew. 0,70, welche eigentümlich riecht und im 
Schlunde unangenehmes Kratzen bewirkt. Sie ist mit Wasser usw. 
mischbar und brennt mit violetter Flamme. 
Ist wie Cyankalium eines der furchtbarsten Gifte. 
In ganz reinem Zustande läßt sie sich unverändert auf 
bewahren, bei Gegenwart von Spuren Wasser oder Ammoniak 
zersetzt sie sich unter Abscheidung einer braunen Masse und 
Bildung von Ammoniak, Ameisensäure, Oxalsäure u. a. S. Durch 
Zusatz geringer Mengen von Mineralsäuren wird die wässerige 
Lösung haltbarer. 
Mit nascierendem Wasserstoff entsteht Methylamin: 
IICN -f 4H = HCH 2 .NH 2 . 
Mit Chlorwasserstoff bildet Blausäure Bor mim id chlor id (s. S. 218), 
das Imidchlorid der Ameisensäure, HC CI: NH, und ein Sesquichlorhydrat, 
2 HCN -f 3HC1 = HN: CH. NH.CHCla, HCl, 
Dichlormethylformamidinhydrochlorid (B. 31, 1770). Auch mit 
manchen Metallchloriden bildet sie kristallinische, leicht zersetzliche 
Verbindungen. 
Cyanwasserstoff ist eine einbasische Säure, schwächer als 
Kohlensäure. 
Die Konstitutionsformel H—CsN ist aus seiner Beziehung zur 
Ameisensäure und zum Chloroform abgeleitet. 
Bei einigen Beaktionen liefert die Blausäure Verbindungen, welche 
von dem hypothetischen Isomeren 0=N—H oder =C=NH abstammen. 
Die letzte von diesen Formeln erklärt insbesondere die Addition von 
Salzsäure und die Analogie hinsichtlich der Giftigkeit mit Kohlenoxyd 
und den Isonitrüen (vgl. A. 287, 265; 364, 64). 
Die Alkoholderivate des Cyanwasserstoffs existieren in je 
zwei isomeren Modifikationen (Nitrile und Isonitrile), welche von
	        
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