D. Suliocyansäure und Derivate.
Suliocyansäure, Rhodanwasser stoffsäure, Thiocyansäure,
NC. SH, entsteht aus ihrem Kaliumsalz durch Zerlegung mit
Kaliumhisulfat. Farbloses, stechend riechendes Gas, das sich bei
— 40° zu weißen Kristallen verdichtet. Nur in verdünnter wässe
riger Lösung, wasserfrei nur in einer Kältemischung beständig;
polymerisiert sich hei gewöhnlicher Temperatur zu gelben Nadeln.
Zersetzt sich in konzentrierter wässeriger Lösung unter Bil
dung von
Persulfocyansäure, C 2 N 2 S 8 H 2 (gelbe Kristalle); B. 42, 2923.
Sulfocyankalium, Rhodankalium, Thiocyankalium, NCSK. —
So wie das Cyankalium sich mit Sauerstoff zu cyansaurem Kali
vereinigt, so tritt es auch leicht mit Schwefel zu Sulfocyankalium
zusammen, sowohl heim Zusammenschmelzen mit Schwefel wie
auch schon heim Eindampfen seiner wässerigen Lösung mit gelbem
Schwefelammonium:
KCN-fS = NCSK.
Man stellt es dar durch Zusammenschmelzen von gelbem
Blutlaugensalz mit Pottasche und Schwefel. Es bildet lange, farb
lose, zerfließliche Prismen, die sich in Wasser sehr leicht (unter
Kälteerzeugung) und auch in heißem Alkohol leicht lösen.
Suifocyanammonium, Rhodanammonium, NCS(NH 4 ). Ent
steht durch Erwärmen eines Gemisches von Schwefelkohlenstoff,
konzentriertem Ammoniak und Alkohol (Millon):-
CS 2 + NH 3 = CNSH + H 2 S; CNSH + NH 3 = CNS(NH 4 ).
Als Zwischenprodukte entstehen dithiocarhamidsaures und trithio-
carhonsaures Ammoniak (s. S. 326).
Farblose, zerfließliche, in Alkohol leicht lösliche Tafeln. Geht
beim Erhitzen auf 130 bis 140° teilweise in den isomeren Sulfo-
harnstoff über (Analogie mit cyansaurem Ammoniak).
Fällt aus Silbersalzen sulfocyansaures Silber (weiß) und
wird daher zum Titrieren des Silbers benutzt (Indikator: Ferri-
sulfat). Gibt mit Eisenoxydsalzen eine dunkelblutrote Färbung
eines komplizierteren Ferrisullocyanats. Höchst empfindlich;
daher auch der Name Rhodan (pööov, Rose).