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XIII. Kohlensäurederivate.
die Hydroxylform der Cyansäure als halbseitiges Nitril, N=C—OH,
und das Cyanamid als Amid dieses Nitrils, N=C-NH ä , aufzufassen
hat (s. daselbst). Ein Amidin (s. S. 219) der Kohlensäure ist das
Guanidin; ein weiteres der (nur in Derivaten bekannte) Isoharnstoff,
C(OII)^(Jg (vgl. Alkylisoharnstoffe, 8.323).
Das „ Orthoamid“ der Kohlensäure, C(NE 2 ) 4 , ist seither unbekannt,
statt seiner entsteht Guanidin.
Die Bildung des Harnstoffs und der Carbamidsäure ist völlig
analog derjenigen der Säureamide im allgemeinen:
1. Durch Einwirkung von Ammoniak auf Kohlensäureester:
CO(OC 2 H 6 ) 2 -f 2NH 3 = CO(NH ä ) 2 -f 2C 2 H 6 .OH;
CO(OC 2 H 5 ) 2 + NH 3 = CO(OC 2 H 5 )(NH 2 ) + C 2 H 5 . OH.
2. Durch Abspaltung von Wasser aus (kohlensaurem oder)
carhamidsaurem Ammoniak. Kohlensäure und Ammoniak ver
einigen sich in trockener Form direkt zu carbamidsaurem Am
moniak (sogenanntem wasserfreiem, kohlensaurem Ammoniak),
NH 2 . CO. OH, NH 3 . Dieses geht durch Erhitzen auf 135° oder
durch elektrischen Wechselstrom in Harnstoff über:
NH 2 .CO.OH, NH, = NH 2 . CO. NH 2 -j- H 2 0.
3. Durch Einwirkung von Ammoniak auf die Kohlensäure
chloride :
C0C1 2 + 4NH3 = C0(NH 2 ) 2 -f 2NH 4 C1;
CO(OC 2 H 5 )Cl -j- 2 NH 3 = CO(OC 2 H 6 )(NH 2 )-t-NH 4 Cl.
Carbamidsäure, Carbaminsäure, NH 2 . CO. OH. Das Ammon
salz (s. 0.), eine weiße Hasse, dissoziiert schon bei 60° in Ammoniak
und Kohlensäure. Seine wässerige Lösung fällt Chlorcalcium
lösung hei gewöhnlicher Temperatur nicht, da Calciumcarbamat
löslich ist; erhitzt man indes, so tritt Verseifung in Kohlensäure
und Ammoniak ein, und Calciumcarbonat fällt nieder. — Der
Athylester der Carbamidsäure ist das
Ureihan, NH 2 .CO.OC 2 H 6 . Bildung nach (3.) (Dumas 1833).
Entsteht auch durch direkte Vereinigung der Cyansäure mit
Alkohol sowie aus Harnstoff nitrat durch Natriumnitrit bei Gegen
wart von Alkohol. Große Tafeln, Sm.-P. 50°, siedet unzersetzt.
In V asser usw. leicht löslich. Wirkt schlaferregend.