350 XIY. Kohlenhydrate.
stärkerer Oxydation entstehen dieselben Produkte, wie aus den zu
grunde liegenden Glukosen.
6. Kohrzucker reduziert Fehling sehe Lösung erst nach der
Inversion, Maltose und Milchzucker reduzieren sie hingegen direkt
beim Kochen; desgleichen auch ammoniakalische Silberlösung.
7. Mit Phenylhydrazin geben Maltose und Lactose Hydrazone
und Ösazone, z. B. Phenyllactosazon (B. 17, 583); Rohrzucker reagiert
nicht bzw. nur bei eintretender Hydrolyse.
Rohrzucker, Saccharose, Saccharoibiose, C 12 H 22 O n .
Vorkommen: In der Zuckerrübe (Beta), im Zuckerrohr
(Saccharum), in der Zuckerhirse (Sorghum) und vielen anderen
Pflanzen, zumal in deren Stamm oder Samen.
Darstellung: Aus Zuckerrohr durch Auspressen und Ein
dampfen des Saftes bis zur Kristallisation. Aus Runkelrüben
durch systematisches Auslaugen der Schnitzel (z. B. mittels des
„Diffusionsverfahrens“), Behandlung des Rohsaftes mit Kalk
(„Scheiden“), Ausfällen des überschüssigen Kalks durch Kohlen
säure („Saturieren“), Filtrieren durch Tierkohle und Eindampfen
im Vakuum zur Kristallisation. Aus der zuletzt hinterbleibenden,
unkristallisierbaren, zähflüssigen Mutterlauge, der „Melasse“, wird
der Zucker noch gewonnen durch Darstellung der Verbindungen
mit Ätzstrontian und Zerlegen derselben mit Kohlensäure („Melasse
entzuckerung“), oder durch das „Osmoseverfahren“.
Der Rohrzucker bildet große, monokline Prismen (Kandis
zucker), welche in x / 8 ihres Gewichtes Wasser löslich sind. Schmilzt
bei 160°; bleibt nach dem Erstarren einige Zeit amorph (Gersten
zucker). Bei stärkerem Erhitzen bräunt er sich unter Bildung
von Caramel (Zuckercouleur) und schließlicher Verkohlung. —
Leicht invertierbar (S. 348). Bräunt sich nicht beim Erhitzen
mit Kalilauge. Liefert mit Kalk wie mit Strontian Saccha-
rate, z. B. C 12 H 22 O u -f CaO -f 2H 2 0; C 12 H 22 O n + 2 CaO;
C12H22 Oii -p3CaO. Konzentrierte Schwefelsäure wirkt ver
kohlend (Unterschied von d-Glukose). Ist rechtsdrehend.
Aus dem spezifischen Drehungsvermögen ([«]j)° — fl - 66,5°) läßt
sich nach der S. 43 gegebenen Formel durch Messung des Ablenkungs
winkels « einer Zuckerlösung von unbekanntem Gehalt (p) der letztere
berechnen: Saccharimetrie.