Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

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Einleitung. 
möglich, die Substanzen schon hei einer um 30 bis 40° niedriger als 
ihr Siedepunkt liegenden Temperatur in Dampfform überzuführen 
(F. Meyer und Demuth, B. 23, 311). 
Polymerie und Isomerie. 
Die Ermittelung der Molekulargröße ist von ganz hervor 
ragender Wichtigkeit, weil außerordentlich oft Substanzen bei 
gleicher prozentischer Zusammensetzung, also gleicher empirischer 
Analysenformel, dennoch voneinander verschieden sind. Es zeigt 
sich häufig, daß diese Verschiedenheit bedingt ist durch 
ungleiche Molekulargröße. So haben z. B. Formaldehyd, 
CH 2 0, Essigsäure, C 2 H 4 0 2 , Milchsäure, CgE^C^, Traubenzucker, 
C 6 H 12 0 6 , oder wieder Äthylen, C 2 H 4 , Propylen, C 3 H 6 , Butylen, 
C 4 H 3 , dieselbe prozentische Zusammensetzung. In solcher Be 
ziehung zueinander stehende Substanzen nennt man polymer. 
Sehr häufig findet sich aber auch, daß prozentisch gleich 
zusammengesetzte, dabei verschiedene Substanzen, das 
selbe Molekulargewicht besitzen, daß also ihre Moleküle aus 
denselben Atomen und aus einer gleichen Anzahl derselben be 
stehen. Solche Substanzen nennt man 
isomer, seltener metamer (siehe unter „Äther“). Sowohl 
der (gewöhnliche) Alkohol wie der beim Erhitzen von Methyl 
alkohol mit Schwefelsäure entstehende (gasförmige) Methyläther 
haben z. B. eine und dieselbe Molekularformel, C 2 H 6 0. 
Die auffallende Erscheinung der Isomerie wird nur dann 
verständlich, wenn man annimmt, daß die Anordnung der das 
Molekül konstituierenden Atome in einem Falle eine andere sei 
als wie im anderen. Diese Verschiedenheit der Anord 
nung stellt man sich insbesondere vor als Verschieden 
heit in den Bindungsverhältnissen der Atome, wie sie 
durch das ungleiche chemische Verhalten der Isomeren angedeutet 
wird und an der Hand der Valenztheorie ihre Erklärung findet. 
Weiteres siehe S. 17. 
Chemische Theorien; Valenztheorie. 
Nach dem Sturz der elektrochemischen Theorien wurden für die 
organischen Verbindungen vielfach unitare Formeln (im Gegensätze 
zu den früheren dualistischen) verwendet, z. B. 0 4 H 6 0 2 , Alkohol (nach
	        
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