Alkylierte Aniline.
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Auch Di- und Trinitranilin sind bekannt; letzteres, das Pikramid,
C 6 H 2 (N 0 2 ) s (NH 2 ) (gelbe Nadeln), verhält sich wie ein Säureamid, indem
es durch verseifende Mittel sehr leicht in Pikrinsäure, C 6 H 2 (N0 2 ) 3 (0H),
übergeht. Ygl. S. 380.
Alkylierte Aniline.
Methylanilin, C 6 H 5 .NH(CH 3 ) (A. W. Hofmann), aus tech
nischem Methylanilin (aus salzsaurem Anilin -f- Methylalkohol)
durch Vermittelung seines Nitrosamins oder auch nach S. 409 ge
wonnen (s. B. 10, 327, 588), ist etwas leichter als Wasser; riecht
anilinähnlich, aber etwas stärker und aromatischer.
Sein Sulfat ist kristallisierbar und ätherlöslich. Chlorkalklösung
färbt es violett, dann braun. Übergang in p-Toluidin: S. 406.
Phenylmethylnitrosamin, C 6 H 5 . N(NO)(CH 3 ) (Bildung s. S. 410;
ferner durch Methylierung von Isodiazobenzolkalium, s. S. 428), ist ein
gelbes, aromatisch riechendes, nicht für sich, aber mit Wasserdämpfen
destillierbares Öl ohne basische Eigenschaften. Es zeigt die „Lieber-
mannsche (Nitroso-) Reaktion“, indem es, wenn man es mit Phenol
und Schwefelsäure erwärmt, dann mit Wasser verdünnt und mit Kali
lauge übersättigt, eine intensiv blaue Färbung gibt. Diese Reaktion
ist allen Nitrosaminen und vielen anderen Nitrosoverbindungen eigen
tümlich (s. B. 15, 1529).
Dimethylanilin, C 6 H 5 .N(CH 3 ) 2 (A. W. Hofmann), ist ein
scharf basisch riechendes, in der Kälte erstarrendes Öl. Seine
Salze kristallisieren nur sehr schwer. Es verbindet sich mit Jod
methyl schon in der Kälte zu N(C 6 H 5 )(CH 3 ) 3 J, welches durch
Destillation wieder in die Komponenten zerfällt. Zugehörige
Ammoniumbase: s. S. 412. Chlorkalk färbt das Dimethylanilin
nur schwach gelblich. — Ein Wasserstoffatom [das zu N(CH 3 ) 2
in p-Stellung befindliche] ist in ihm leicht beweglich, z. B. durch
salpetrige Säure gegen eine Nitrosogruppe austauschbar (s. S. 411);
daher tritt das Dimethylanilin mit Säurechloriden, Aldehyden usw.
vielfach zu komplizierteren Substanzen zusammen, so mit Form
aldehyd zu Tetramethyldiaminodiphenylmethan; mit Carbonyl-
chlorid, C0C1 2 , S zu Tetramethyldiaminobenzophenon (s. Kapitel
XXVIII, 1) bzw. zu Methylviolett; mit Benzaldehyd zu Leuko-
malachitgrün (s. Kap. XXIX) usf. Gelinde Oxydationsmittel
(z. B. Chloranil) führen es in Methylviolett über. Betreffend
Oxydation mit Wasserstoffsuperoxyd s. S. 411.
Bernthsen, Organ. Chemie. 14. Aufl.
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