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XX. Aminoverbindungen.
Kristalle. Zerfällt durch Verseifung leicht in Acetanilid und Essig
säure. — Aus Acetanilid entsteht durch Erhitzen mit Phosphorpenta-
sulfid
Thioacetanüid, CH3.CS.NHC 6 H5 (analog Acetothiamid, S. 218);
durch Erhitzen mit Chlorzink der Farbstoff Flavanilin (s. d.).
Methylacetanilid, C 6 H 5 .N(CH 3 )(C 2 H 3 0), Exalgin, soll als Mittel
gegen Kopfschmerz verwendet Averden. Weiße Nadeln.
In fast allen Verbindungen der Fetlreihe, welche Ammonialc-
abkömmlinge von Alkoholen oder Säuren oder Alkoholsäuren sind
und noch unersetzten Ammoniakwasserstoff enthalten, kann man
letzteren (meist indirekt, zum Teil oder ganz) gegen Plienyl ersetzen.
Dadurch entsteht eine ausnehmend große Zahl phenylierter (auch
tolylierter, xylylierter usw.) Verbindungen, z. B.:
Phenylglykokoll, Phenylglycin, C 6 H 5 .NH.CH 2 . C0 2 n, aus Anilin
und Chloressigsäure, wie aus seinem Nitril (s. S. 415) durch Verseifen.
Gibt beim Schmelzen mit Alkali Indigo (s. Kap. XXXIII, B. 2);
Carbanilid, CO(NHC 6 H 5 ) 2 , aus Phosgen und Anilin (s. a. S. 319);
Phenylisocyanat, C 6 H 6 .N:CO, aus Phosgen und salzsaurem Anilin
oder bequemer durch Kochen von Benzazid (bzw. von Benzoylchlorid
und Natriumazid) in Benzollösung (s. S. 309), eine scharf riechende,
den Cyansäureestern ganz analoge Flüssigkeit;
Phenylseniöl, C G H 5 .N:CS (S.-P. 222°), von Senfölcharakter;
Diphenyithioharnstoff, CS(NHC 6 H 5 ) 2 , aus Anilin durch Erwärmen
mit Schwefelkohlenstoff (bei Gegenwart von Schwefel oder Wasseistoff-
superoxyd) darstellbar (glänzende Blätter; Sm.-P. 154°; wird durch
Kochen mit Salzsäure in Phenylsenföl und Anilin gespalten);
Mono-, Tri- und Tetraphenyllhioharnstoff; phenylierte Guanidine usf.
S. auch Tab. S. 404.
Homologe des Anilins (s. Tab. S. 404).
1. Die drei Töluidine, C 6 H 4 (CH 3 )(NH 2 ), entstehen durch
Reduktion der drei Nitrotoluole (S. 401). p-Tolllidin (Musprait
und A.W. Hofmann 1845) ist fest, O-Toluidin flüssig. Dieselben
sind auch im Steinkohlenteeröl vorhanden. Das m-Toluidin (flüssig)
läßt sich aus m-Nitrotoluol oder m-Nitrobenzaldehyd darstellen
(s. z. B. B. 15, 2009).
Die Siedepunkte der drei isomeren Töluidine sind fast identisch
(198 bis 200°); hingegen sind die Schmelzpunkte der Acetylverbindungen
sehr verschieden (o-: 107°, p-: 147°, m-: 65°), und letztere dadurch
fir die Charakterisierung der Töluidine von Wichtigkeit.
o-Toluidin wird durch Chlorkalklösung violett, durch Eisenchlorid
blau gefärbt, nicht aber das p-Toluidin. Überführung durch Oxydation