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XXI. Diazo- und Azoverbindungen.
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salpetrige Säure in Bismarckbraun über; schon höchst geringe Mengen
von salpetriger Säure können an der mit dem Diamin eintretenden
Gelbfärbung erkannt werden (s. B. 14, 1015). Das Varn-Phenylen
diamin (A. W. Hofmann 1863; Blätter, salzsaures Salz: weiße Tafeln)
dient zur Pelzfärberei; gibt mit Schwefelwasserstoff und Eisenchlorid
in saurer Lösung den violetten schwefelhaltigen Farbstoff Thionin
(s. Kap. XXXYII, C, 3). Ein Gemisch der Para- mit der Meta-
Verbindung liefert bei der Oxydation schließlich ein Diaminophenazin
(s. Kap. XXXVII, C, 1). Sein unsymmetrisches Dimethylderivat, das
p-Aminodimethylanilin, C 6 H 4 (NH 2 )[N(CH 3 ) 2 ], nach S. 418 und auch
durch Reduktion des Azofarbstoffs Helianthin (S. 434) darstellbar (B. 16,
2235), bildet mit Schwefelwasserstoff und Eisenchlorid das Methylen
blau (empfindliche Reaktion auf Schwefelwasserstoff). Das Ortho-
Phenylendiamin (Griess 1871) wird durch Erhitzen mit Brenzcatechin
in Hydrophenazin, durch Oxydation mit Eisenchlorid in ein Diamino
phenazin übergeführt. Vgl. B. 23, 841.
2. Das o-p-Toluylendiamin, C 6 H 3 (C H 3 ) (N H 2 ) 2 (1: 2 : 4), ist als
m- Diamin leicht durch Reduktion des gewöhnlichen Dinitrotoluols
(S. 401) darstellbar. Dient zur Darstellung von Azofarbstoffen, Acridin
gelb usw.
Ein Derivat des o-p-Toluylendiamins ist das Phenyl-o-p-toluylen-
diamin, C 6 H 3 (C H 3 ) (NH 2 ) (N H C 8 H 6 ) (1:2:4), aus ersterem durch Er
hitzen mit Anilin darstellbar.
3. Homolog sind die Xylylendiamine, C 6 H 2 (CH 3 ) 2 (NH 2 ) 2 .
4. Triaminobenzol, C 6 H 3 (NH 2 ) 3 (1:3:5), aus Trinitrobenzol
(M. 18, 757); Tetraminobenzole, C 6 H 2 (NH 2 ) 4 , s. S. 412; B. 20, 328;
22, 1648; 25, 283; 30, 539, 1666, und Pentaminobenzo!, C 6 H(NH 2 ) 6 ,
s. B. 26, 2304, sind sehr unbeständige, durch Oxydation leicht ver
änderliche Verbindungen.
XXI. Diazo- und Azoverbindungen; Hydrazine und
Hydroxylamine.
A. Diazoverbindungen.
Zwischen den primären Aminoverbindungen der Benzolreibe
und jenen der Fettreihe wie der Polymetbylenreibe zeigt sich ein
charakteristischer Unterschied im Verhalten gegen salpetrige Säure.
Die letzteren werden durch salpetrige Säure unter Stickstoff
entwickelung in Alkohole übergeführt (s. S. 137), z. B.:
C 2 H 5 .NH 2 -f N0.0H = c 2 h 5 .oh + n 2 + h 2 o.
Die aromatischen Amine können zwar eine analoge Umwandlung