Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

C 6 H 5 . N a . CI -f- C 6 H 4 (NHj), = C 6 H 6 .N:N.C 6 H s (NH a ) a -f HCl. 
Chrysoidin 
Analog entstellen Oxyazoverbindungen durch Ein'v 
von Diazoverbindungen auf Phenole bei Alkaligegenwart: 
C 6 H 5 .N 2 .Cl-f-C 6 H 6 (OK) = C 6 H B .N:N.C 6 H 4 (0H) + KC1. 
(Der Rest des Diazobenzolchlorids tritt dabei also nicht an die 
Stelle, welche vorher das Kalium eingenommen hat; Mechanismus der 
Reaktion s. B. 50, 1534.) 
Besonders mit Resorcin (s. S. 455) und Phenolen der 
Naphtalin reibe (s. Kap. XXXI) treten diese Reaktionen sehr 
leicht ein. 
Die einfacheren Amino- und Oxyazoverbindungen sind gelbe 
bis rote oder braune, kristallisierende Verbindungen, in Alkohol 
ziemlich löslich, in Wasser meist unlöslich. Sie haben Farbstoff 
charakter (Azofarbstoffe); durch den Eintritt der salzbildenden 
Gruppen (NH 2 ) usw. oder OH ist der chromogene Charakter (S. 32) 
des Azobenzols entwickelt worden. So färben die schwach 
sauren Lösungen von Aminoazobenzol Wolle und Seide schön 
gelb (»Anilingelb“), und das Chrysoidin ist ein orangeroter 
Farbstoff. 
Hierhin gehört auch das Bismarckbraun, s. S. 435. 
Statt dieser Körper werden als Farbstoffe meistens ihre Sulfo- 
säuren (s. S. 442) verwendet. S. u. „Echtgelb“. 
Man bezeichnet diejenigen Azofarbstoffe, welche aus Diazoverbin 
dungen und einem m-Diamin entstehen, als Chrysoidine. 
Yon besonderer Wichtigkeit sind diejenigen Azofarbstoffe, welche 
im Molekül einen Rest des Naphtalins enthalten. 
Im p-Aminoazobenzol ist die Aminogruppe nach wie vor diazo- 
tierbar. Die entstandene Diazoverbindung vermag nun wie Diazo- 
benzolchlorid wieder mit Aminen oder Phenolen Azoverbindungen zu 
geben, welche man (sekundäre) Disazoverbindungen nennt (B. 9, 627; 
10, 2230; 15, 25), z. B. C 6 H 5 . N: N . C 6 H 4 . N : N .C 6 H 4 (OH). Viele 
Azofarben (Biebricher Scharlach, Crocein-Scharlach usw.) sind 
Abkömmlinge solcher Disazoverbindungen. Desgleichen sind zahlreiche 
primäre Disazofarbstoffc bekannt, welche durch Einwirkung von 
2 Mol. Diazoverbindungen auf 1 Mol. eines zweimal kuppelungsfähigen 
Bernthsen, Organ. Chemie. 14. Aufl, 28
	        
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