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XXI. Diazo- und Azoverbindungen.
ein in Salzsäure schwer lösliches salzsaures Salz, C c H 5 N 2 H 3 , HCl
(Blättchen). Wie alle Hydrazine ist es ausgezeichnet durch starke
Reduktionsfähigkeit; es reduziert Fehling sehe Lösung schon in
der Kälte, ist leicht durch Oxydation zerstörbar, aber gegen
Reduktionsmittel beständig. Gelinde Oxydation des Sulfats mittels
Quecksilberoxyd führt es in Diazobenzolsulfat über, während
die freie Base mit Äthylnitrit und Natriummethylat unter Ent
wickelung von Stickoxydul Isodiazobenzolnatrium liefert. Um
gekehrt wird das Phenylhydrazin dar gestellt a) durch Reduktion
von Diazobenzolchlorid mit der berechneten Menge Zinnchlorür
und Salzsäure (F. Meyer, Lecco, B. 16, 2976):
C 6 H 5 .N 2 .Cl-f 4H = C 6 H 5 .NH.NH 2 , HCl;
b) durch Reduktion des diazobenzolsulfosauren (diazobenzol-
schwefligsauren) Kalis, C 6 H 6 . N 2 . S0 3 K (aus C 6 H 6 N 2 C1 und K 2 S0 3 )
mit Zinkstaub und Essigsäure zu phenylhydrazinschweiligsaurem Kali,
C 6 H 5 .N 2 H 2 .S0 3 K, das dann durch Erhitzen mit Salzsäure in Phenyl
hydrazin und Schwefelsäure gespalten wird (vgl. B. 30, 374):
C 6 H ß .N 2 H 2 .S0 3 K4-HCl-FH 2 0 = C 6 H 5 .NH.NH 2 , HCl-]-S0 4 KH.
Einige substituierte Phenylhydrazine sind auch direkt aus Benzol
derivaten mittels Hydrazinhydrat erhalten worden.
Im Phenylhydrazin ist das Imidwasserstoffatom durch Natrium
sowie mittels Halogenalkyl durch Alkyl ersetzbar; durch weiteres
Halogenalkyl entstehen sogleich Ammoniumverbindungen. Durch
Säureradikale können ein oder zwei Wasserstoffatome ersetzt werden.
In ersterem Ealle entstehen die Hydrazide (zwei Stellungsisomere
bekannt, «- und ß-), welche den Säureamiden, Aniliden usw. ent
sprechen, mit Schwefelsäure und Kaliumbichromat eine violettrote
Färbung geben und zur Isolierung leicht löslicher Säuren dienen
können (B. 22, 2728).
Das Phenylhydrazin ist ein sehr wichtiges und empfindliches
Reagens auf Aldehyde und Ketone, mit welchen es unter Wasser
austritt die Hydrazone bildet (s. S. 158 und 169; B. 17, 573).
Letztere sind meist kristallisiert und eignen sich daher zur Er
kennung von Aldehyden und Ketonen. Durch Reduktion geben
sie Amine (B. 19, 1924); über Oxydation s. B. 26, 1045; 36, 347;
49, 2345, Mit Diketonen usw. gibt Phenylhydrazin Osazone
(S. 264), desgleichen mit Zuckerarten; die Hydrazone und Osazone
der letzteren sind für ihre Charakterisierung von großer Wichtig
keit. Mit Acetessigester entsteht Phenvlmethylpyrazolon und