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XXII. Sulfosäuren.
4. Durch Einwirkung von Phospliorpentachlorid entsteht das
zugehörige Chlorid, Benzolsuliochlorid:
C 6 H 6 .S0 2 .0H + PC1 Ö = C 6 H 6 .S0 2 .Cl-f P0C1 3 + HC1,
welches auch aus Benzol und Chlorsulfonsäure (s. o.) gewonnen wird,
ein unter 0° erstarrendes Öl, Sm.-P. 14,5°, S.-P. 120° (bei 10mm),
welches als Säurechlorid durch heißes Wasser rückwärts zersetzt wird,
mit Alkoholen die entsprechenden Ester liefert und durch Umsetzung
mit Ammoniak in Benzolsulfamid, C 6 H ß . S0 2 .NH ä , übergeht. Letz
teres bildet perlmutterglänzende Blättchen, ist sublimierbar und ent
spricht in seinen Eigenschaften den Amiden der Carbonsäuren. Nur
ist die Amidgruppe durch die stark acidifizierende Wirkung der S0 2 -
Gruppe derartig beeinflußt, daß ihr Wasserstoff gegen Metall ersetzbar
ist und die Sulfamide somit sich in wässerigen Alkalien lösen.
Auch mit primären und sekundären Aminen liefert das Benzol-
sulfochlorid Sulfamide, C 6 H 5 . S0 2 .NHR, und C 6 H 6 .S0 2 .NEE', von
welchen die ersterer Art noch in Alkali löslich, diejenigen letzterer
Art aber unlöslich sind. Tertiäre Amine können natürlich keine Sulf
amide liefern. Hierauf beruht eine häufig anwendbare Trennung der
primären, sekundären und tertiären Basen (Hinsberg, B. 38, 906). Aus
nahmen s. B. 33, 557.
5. Durch Behandeln von Benzolsulfochlorid mit Zinkstaub oder
Alkalisuliid entsteht benzolsulfinsaures Salz,
2 C 6 H 5 . S 0 2 . CI -j- 2 Zn — (C 6 H 5 . S 0 2 ) 2 Zn -j- Zn Cl 2 ,
ebenso durch Behandeln mit Thiophenol bei Alkaligegenwart (Neben
produkt Phenyldisulfid). Weitere Bildung s. Diazoverbindungen sub 5
und B. 32, 1136. Abscheidung als sclrwer lösliches, orangefai’biges
Eerrisalz s. C. 1909, I, 1649. Die Benzolsulfinsäure bildet große, glän
zende, in heißem Wasser leicht, auch in Alkohol und Äther lösliche
Prismen. Sie hat reduzierende Eigenschaften und wird durch nascieren-
den Wasserstoff in Thiophenol übergeführt:
C 6 H s .S0 2 H -f- 4H = C ß H 5 .SH -f 2H 2 0.
Durch Einwirkung von Schwefelsäureanhydrid auf Benzol entsteht
das Sulfon, (C 6 H 5 ) 2 S0 2 , Sulfobenzid, welches man auch durch Einwirkung
von Benzolsulfochlorid auf Benzol bei Gegenwart von Aluminiumchlorid
und ferner durch Oxydation des Phenylsulfids, (C 6 H 5 ) 2 S (s. S. 449),
erhält. In Wasser schwer, in Alkohol leichter lösliche, unzersetzt destil
lierende Tafeln. Es ist ganz analog dem Diäthylsulfon. Auch ge
mischte Sulfone sind bekannt, z. B. Phenyläthylsulfon, (CgHs) (C 2 H 5 )S0 2 .
Mit den Sulfonen isomer sind die (leicht zersetzlichen) Ester der
Benzolsulfinsäure, z. B.: C 6 H r ,. S O . OC 2 H 5 ; vgl. B. 24, 1147.
In die Benzolsulfosäure können substituierend Chlor, Brom,
Nitro- und Aminogruppen eintreten.
Die Nitrobenzolsulfosäuren, C 6 H 4 (N0 2 )(S0 3 H), vorwiegend die
Meta-Verbindung, entstehen sowohl beim Nitrieren von Benzolsulfo
säure wie beim Sulfieren von Nitrobenzol. Geben durch Reduktion