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XXIII. Phenole.
phenol resultiert aus dem m-Nitranilin durch Kochen seiner
Diazoverbindung mit verdünnter Schwefelsäure; Dinitrophenol
(1:2: 4) und Trinitrophenol (1: 2 : 4 : 6) aus den entsprechenden
Nitrochlorbenzolen durch Erhitzen mit Alkali.
Der Säurecharakter des Phenols ist durch Eintritt der Nitrogruppe
verstärkt, so daß die Salze durch Kohlensäure nicht zersetzt werden
und aus den Nitrophenolen durch Alkalicarbonat entstehen.
Das o - Nitrophenolnatrhim, C 6 H 4 (N0 2 )0Na, bildet dunkelrote
Prismen, das p-Nitrophenolkalium goldgelbe Nadeln. Über heller ge
färbte „Chromoisomere“ Salze s. Hantzsch, B. 40, 330.
Halogen wirkt leicht weiter substituierend ein; desgleichen Sal
petersäure. So resultieren (auch aus Phenol direkt) zwei isomere
Dinltrophenole, C 6 H s (N0 2 ) 2 0H(0H : N0 2 : N0 2 = 1: 2 :4 und 1:2:6;
also die zwei Nitrogruppen stets in m-Stellung zueinander). Weitere
Nitrierung beider Verbindungen gibt Pikrinsäure (1:2:4: 6).
Pikrinsäure, Trinitrophenol, C 6 H 2 (N0 2 ) 8 0H (0H:3N0 3
= 1 : 2 : 4 : 6). Entdeckt 1771. Auch darstellbar durch direkte
Oxydation von s-Trinitrobenzol mit Ferricyankalium. Bildet sich
aus den verschiedensten organischen Substanzen (Seide, Leder,
Wolle, Harze, Anilin) durch konzentrierte Salpetersäure. Ist eiine
starke Säure, deren schön kristallisierende Salze beim Erhitzen
sowie durch Stoß heftig explodieren. Kristallisiert aus Alkohol
oder Wasser in fast farblosen oder schwach gelben Blättern oder
Prismen; scheidet sich aus wässeriger Lösung auf Zusatz von
verdünnter Salzsäure farblos ab (A. 373, 218). In kaltem Wasser
ist sie wenig löslich. Sm.-P. 122°; unzersetzt sublimierbar, auch
explodierbar. Dient in großen Mengen als Sprengstoff, in ge
ringen als gelber Farbstoff.
Phosphorpentachlorid gibt Pikrylchlorid, C 6 H 2 (N0 2 ) R C1, welches
im Verhalten den Säure- oder Alkylchloriden gleicht (s. 8.380).
Mit vielen Kohlenwasserstoffen (C 6 Hg, C 10 H 8 usw.), Phenolen und
anderen Stoffen (Pyrrol, Carbazol, Indol) liefert Pikrinsäure schön kristalli
sierende additioneile Verbindungen, so daß sie zu deren Abscheidung
und Erkennung vielfach verwendet wird.
Aminophenole.
Durch Beduktion gehen die Nitrophenole in Aminophenole
bzw. Diaminophenole, Nitroaminophenole usw. über:
C„H 4 (OH)NH 2 C 6 H s (OH)(NH 2 ) 2 C fi H 3 (OH) (N0 2 )NH 2 C 6 H 2 (OH)(NH 2 ) S .
o-,m-,p-Amino- Diamino- Nitraminophenole Triaminophenol
phenol phenole