Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

484 
XXY. Aromatische Säuren. 
Anthranilsäuremethylester, C 6 H 4 (NH 2 )C0 2 CH 3 , ist ein wesent 
licher Bestandteil des Orangen- und Jasminblütenöls. 
Phenylglycin-o-carbonsäure, C 6 H 4 (C0 2 H)(NH . CH 2 . C0 2 H), aus 
Anthranilsäure und Chloressigsäure, weiße Kristalle, dient zur tech 
nischen Darstellung von Indigo. 
Novocain, NH 2 .C 6 H 4 .C0 2 .[0H 2 .CH 2 .N(C 2 H 6 ) 2 , HCl], ist ein 
nur wenig giftiges, reizloses Lokalanästheticum (Einhorn, A. 871, 181). 
DiaminobenzoSsäuren, C 6 H 3 (NH 2 ) 2 (C0 2 H), s. S. 376. 
Die Sulfobenzolsänren, C 6 H 4 (S0 3 H)(C0 2 H), sind zweibasische 
Säuren. Ein dem Phtalimid vergleichbares Säureimid der o-Sulfo- 
SO 
benzoesäure ist das „Saccharin“, C 6 H 4 <Cq q 2 >NH ; Darstellung aus 
o-Toluolsulfochlorid durch Bildung des zugehörigen Amids, Oxydation 
des letzteren (CH 3 zu C0 2 H) und Wasserabspaltung. Weißes, kristalli 
nisches Pulver, 550mal süßer als Bohrzucker; wird daher als Zucker 
ersatz verwendet. Nicht zu verwechseln mit dem Anhydrid der 
Saceharinsäure, S. 260. 
Über das bei o-o-disubstituierten Benzoesäuren gültige Esteri- 
fizierungsgesetz s. S. 381, unter 4. 
Säuren C 8 H 8 0 2 . 
1. Die drei Toluylsäuren, C 6 H 4 (CH 3 )(C0 2 H), sind aus den drei 
Xylolen sowie aus den drei Toluidinen durch Überführung mittels 
der Sandmeyer sehen Beaktion in die Cyantoluole und Verseifung 
dieser darstellbar (A. 258, 9). — Isomer ist die 
2. Phenylessigsäure, a-Toluylsäure, C 6 H 5 . CH 2 . C0 2 H (Cannizzaro 
1855). Entsteht synthetisch aus Benzylchlorid und Cyankalium, wobei 
zunächst Benzylcyanid, C 6 H 5 .CH 2 .CN (s. 8. 474), gebildet wird. 
Glänzende Blättchen. 
Unterscheidet sich charakteristisch von ihren Isomeren durch das 
Verhalten bei der Oxydation (s. 8. 477). 
Sie ist sowohl im Benzolkem als auch in der Seitenkette sub 
stituierbar. In letzterem Falle entstehen z. B.: 
Phenylchloressigsäure, C 6 H 5 . CH CI. C0 2 H, und 
Phenylaminoessigsäure, C 6 H 6 . C H (N H 2 ). C 0 2 H, 
Verbindungen, welche durchaus den Charakter der Monochloressigsäure 
und der Aminoessigsäure besitzen. Isomer mit der Phenylaminoessigsäure 
sind die drei Aminophenylessigsäuren, C 6 H 4 (NH 2 ). CH 2 . C0 2 H, von 
denen die o-Säure wegen ihrer nahen Beziehung zur Indigogruppe 
interessant ist. Sie existiert nicht in freier Form, sondern geht bei 
der Abscheidung in ein inneres Anhydi’id, das Oxindol (s. d.), über: 
c«h,c£hV C ° 2H = c 6 h 4 <S>co + h 2 o. 
Eine solche innere Anhydridbildung ist bei derartigen o-Ver 
bindungen (im Gegensatz zu den m- und p-Verbindungen) sehr häufig 
zu beobachten (s. Indol, Kap. XXXIII, B, 2). Sie kann theoretisch ent 
weder zu einer Verbindung I oder II führen: 
(I) C 6 H 4 <^>CO (II) C 8 H 4 < C ^>C(OH). 
(Lactam- oder Keto-form) (Lactim- oder Enol-form)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.