Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

Gallussäure, Tannin. 493 
Ihr Monomethyläther ist die durch Oxydation des Vanillins (8.469) 
entstehende VanilUnsäure, (H0)(CH 3 0)C ß H 3 . C0 2 H. 
Ihr Dimethyläther ist die Veratrumsäure, (CH 3 0) 2 C 6 H 3 . C0 2 H, 
des Sabadillsamens (Veratrum Sabadilla); ihr Methylenäther die Pipe- 
ronylsäure, CH 2 <q>-C 6 H 3 . C0 2 H, welche u. a. durch Oxydation der 
Piperinsäure (S. 495) sich bildet. 
2. Hydrochinoncarbonsäure (1:2:5) entsteht aus Hydrochinon 
und Kaliumbicarbonat. Glänzende Nadeln. 
3. Ein Methylhomologes der jS-Resorcylsäure (1:2:4) ist die 
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Orsellinsäure, (HO)(HO)C 6 H 2 (OH 3 ) . C0 2 H, welche in verschiedenen 
Eiechten enthalten und auch synthetisch zugänglich ist (B. 46, 886). 
Ihr Erythritester, das Erythrin (8. 239), kommt gleichfalls in Flechten 
(Roccella) vor. 
Die Orsellinsäure ist der Typus einer Reihe analoger Säuren, der 
sogenannten Flechtensäuren. 
Trioxybenzoösäuren. 
Gallussäure, C 7 H 6 0 5 , = (HO) s C 6 H 2 . C0 2 H [co 2 H:(oh) 3 
= 1:3:4: 5], findet sich in den Galläpfeln, im Tee und manchen 
anderen Pflanzen, als Glukosid in einigen Gerbsäuren. Entsteht 
aus Tannin durch Kochen mit verdünnten Säuren, oder heim 
Schimmeln seiner Lösung; ist auch verschiedentlich synthetisch 
dargestellt worden. Feine, seideglänzende Nadeln (-)- 1H 2 0), in 
heißem Wasser sehr leicht löslich, ebenso in Alkohol und Äther. 
Schmeckt schwach säuerlich zusammenziehend. Liefert beim Er 
hitzen unter Kohlensäureabspaltung Pyrogallol; reduziert Gold- 
und Silbersalze; gibt mit Eisenchlorid einen blauschwarzen Nieder 
schlag des Ferrisalzes. Ist wie Pyrogallussäure in alkalischer 
Lösung an der Luft sehr leicht unter Braunfärbung oxydierbar. 
Verwendung in der Farbstoffindustrie. 
Ein Wismutsubgallat, Dermatol, C 7 H 3 0 6 Bi-|-2H 2 0, wie ein 
Wismutoxyjodidgallat, Airol, werden bei Wunden und Hautkrankheiten 
verwendet. 
Isomer ist die Pyrogallolcarbonsäure (1:2: 3:4). 
Aus Gallussäure kann man durch (auf kompliziertem Wege 
erfolgende) esterartige Verkettung zweier Moleküle eine kristallinische 
Digallussäure, und analog aus mehreren (auch untereinander ver 
schiedenen) Molekülen anderer Phenolcarbonsäuren sog. „Polydepside“ 
(dexpsiv, gerben) darstellen; F. Fischer, B. 46, 3253. 
Tannin, Gallusgerbsäure, eine farblose, amorphe, glänzende 
Masse, in Wasser leicht, aber nur wenig in Alkohol und fast nicht
	        
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