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XXIX. Triphenylmethan gruppe.
Umsetzungen. Durch Erhitzen des Eosanilins mit Chlor- oder
Jodwasserstoff auf 200° wird es in Anilin und Toluidin gespalten.
Beim Überhitzen mit Wasser liefert das Pararosanilin p-Dioxy-
benzophenon (S. 620; B. 11, 1434), Ammoniak und Phenol.
Beim Kochen mit Salzsäure spaltet sich Bosanilin in p-Diamino-
benzophenon (S. 520 und o-Toluidin (B. 19, 110; 22, 988).
Durch Diazotieren von Pararosanilin und Kochen der Diazo
verbindung mit Alkohol entsteht Triphenylcarbinol (B. 26, 2225).
Konstitution. Die Beziehungen zwischen den Bosanilinen und
Triphenylmethan sind durch die Überführung des Leukanilins (durch
Diazotierung) in Tolyldiphenylmethan und die entsprechende Um
wandlung des Paraleukanilins in Triphenylmethan aufgeklärt worden
{F. und O. Fischer, s. o.).
Paraleukanilin ist also Triaminotriphenylmethan,
Leukanilin Triaminotolyldiphenylmethan. Die drei Aminogruppen sind
nach S. 524 synthetisch einführbar. Sie sind auf die drei Benzolreste
gleichmäßig verteilt, was z. B. aus der Synthese des Paraleukanilins
mittels p-Nitrobenzaldehyd (S. 526) hervorgeht. Man hat also folgende
Formeln: /Ce H 4 . N H 2 /C 6 H 4 . NH 2
CH(-C c H 4 .NH a cnfc ö H 4 .NH 2
\C 6 H 4 .MH 2 MJ 6 H 8 (CH 3 ).NH 2 .
Paraleukanilin Leukanilin
Die drei Aminogruppen stehen zum Methankohlen Stoff in Para
stellung. Dies ergibt sich: 1. aus der Überführbarkeit des Pararos
anilins in p-Dioxybenzophenon und des Bosanilins in p-Diaminobenzo-
phenon; 2. aus dem Nachweis, daß das Diaminotriphenylmethan,
welches aus Benzaldehyd und Anilin entsteht, eine Di-para-Yerbindung
ist, da es in Di-p-oxybenzophenon überführbar ist; 3. aus der Synthese
des Paraleukanilins mittels p-Nitrobenzaldehyd und Anilin (B. 15, 100),
welche erweist, daß auch die dritte (aus der Nitrogruppe stammende)
Aminogruppe die Parastellung einnimmt.
Die Farbstoff salze bilden sich aus den Salzen der Leukobasen
durch Austritt von 2 At. Wasserstoff:
Ci 9 H 19 N 8 , HCl—2H = C 19 H 17 N 8 , HCl.
Dieser Übergang entspricht demjenigen des Hydrochinons in Chiuon,
und demgemäß wird für die Farbstoffe eine der Chinonformel analoge
„chinoide“ Formel angenommen (F. und O. Fischer). Die diesen Farb
salzen zugrunde liegenden, nicht isolierbaren, ammoniumähnlichen
Farbbasen (I) lagern sich leicht in die Carbinole oder „Pseudobasen“ (II)
um, z. B.:
/C 6 H 4 .NH 2 /CeH^NEL,
V fl TT XT TT /-\ . TTA r./ f. TT -vr-or
/C 6 H 4 .NH 2
C ^7 C 6 H 4 • NH 3
-X ^6 ^4--«^2 Ct—C 6 H 4 . NH 2 (i)
w 6 H 4 =NH, HCl ^C fl H 4 =NH 2 .OH
salzs. Pararosanilin
HO.CfC 6 H 4 .NH s (II)
\c 6 H 4 .NH 2
Pararosanilin
Mit Säuren regenerieren die letzteren unter Wasserabspaltung
die Farbstoffe; bei Verwendung der Malachitgrünbase erfolgt diese
Wasserabspaltung erst in der Wärme (s. S. 525).