Pyridinsynthesen.
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5. Beim Erwärmen von Acetessigester mit Aldehyd-
ammoniak entsteht der „Dihydrocöllidindicarbonsäureesier* i
2C 6 H 10 O 3 + CH3.CHO + NH 3 = C 5 N(H) 2 (CH 3 ) 3 (C0 2 R) 2 + 3H 2 0,
d. i. ein zweifach hydrierter Trimethylpyridindicarbonsäureäthyl-
ester (Konstitution s. f. S.). Dieser verliert durch Einwirkung von
salpetriger Säure die zwei „Hydro-“ Wasserstoffatome und bildet
Collidindicarbonsäureester, C 6 N(CH 3 ) 3 (C0 2 R) 2 , aus welchem durch
Verseifung und Kohlensäureabspaltung Collidin entsteht. Wichtige
synthetische Methode (Hantzsch, A. 215, 1 usw.).
Verwendet man statt Aldehydammoniak die Ammoniakverbin-
dungen anderer Aldehyde, so erhält man analog Basen von der Formel
C ß H 2 N(CH 3 ) 2 (CnH 2n + i).
In obiger Reaktion kann auch 1 Mol. Acetessigester durch 1 MoL
Aldehyd ersetzt werden, z. B.: .
C 6 H 10 O 8 -f-2CH 3 .CHO -f-NH 3 = C 6 H 2 (H 2 )N(CH 8 ) 2 .C0 2 R-|-3H 2 0;
man erhält so die Monocarhonsäureester von Dimethyl- usw. -dihydro-
pyridin. Ferner lassen sich anstatt Acetessigester andere /S-Ketonsäure-
ester sowie ß-Diketone verwenden (B. 24, 1662; 31, 739).
6. Durch Erhitzen von Pyrrolkalium, C 4 H 4 NK, mit Chloroform
entsteht Chlorpyridin, C ß H 4 NCl; mit Methylenchlorid Pyridin.
7. Aus salzsaurem Pentamethylendiamin, C 6 Hi 0 (NH 2 ) 2 ,
entsteht duch rasches Erhitzen Piperidin (Ladenburg, B. 18, 2956,
3100):
c 6 H 10 (NH 2 ) 2 , Ha = c 6 H u N 4- NH 4 a ;
aus Piperidin resultiert alsdann Pyridin durch Erhitzen mit kon
zentrierter Schwefelsäure auf 300° (Koenigs) oder in Essigsäure
lösung mit Silberacetat auf 180°:
C ß H n N — 6H = C g H 5 N.
8. Salzsaures Piperidin entsteht ferner glatt heim Erwärmen einer
wässerigen Lösung von e-Ohloramylamin (S.23l); Gabriel, B. 25, 421
(vgl. die analoge Pyrrolidinsynthese S. 568).
9. Manche Verbindungen der Pyrowgruppe (S. 590) gehen durch Ein
wirkung von Ammoniak in Pyridinderivate über (vgl. A. 285, 35; 384, 211).
10. Homologe des Pyridins entstehen aus letzterem durch Erhitzen
mit Alkyljodid auf 300° (Ladenburg), wie Toluidin aus Methylanilin.
Konstitution. Die Konstitution des Piperidins und Pyridins
wird durch folgende Formeln ausgedrückt (Körner 1869):
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