Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

Pyridin. 597 
mit den Benzolbiderivaten, und ihre Zahl also drei. Man bezeichnet 
dieselben an der Hand des folgenden Pyridinschemas: 
7 
ß'/\ß 
(II) 
Ja 
als a-, ß-, y- Derivate des Pyridins. 
Zur Ermittelung des chemischen Orts einer vorhandenen Gruppe 
sucht man dieselbe gegen Carboxyl auszutauschen; erhält man Picolin- 
säure (s. u.), so steht sie in erhält man Nicotinsäure oder Isonicotin 
säure (s. u.) so steht sie in ß- bzw. y-Stellung, dementsprechend, daß 
man in diesen Säuren die a-, ß- oder y-Stellung des Carboxyls durch 
besondere Beweise festgestellt hat (s. M. 1, 800; 4, 436, 453, 595; B. 17, 
1518; 18, 2967; 19, 2432). 
Biderivate des Pyridins mit gleichen Substituenten können in 
sechs isomeren Formen existieren. Tatsächlich sind z. B. die sechs 
Dicarbonsäuren bekannt (««'-, c<ß-, «y-, ctß'-, ßy- und ßß'-, s. S. 600). 
Spezielle Pyridinformel. Das obige Pyridinschema (II) hat vor 
(I) (S. 596) denYorzug, daß es nur die Idee der ringförmigen Bindung 
der fünf Kohlenstoff atóme und des Stickstoffs ausdrückt, ohne auf die 
Bindungsart der vierten Affinität der Kohlenstoffatome und der dritten 
Affinität des Stickstoffs einzugehen (analog dem Sechseckschema des 
Benzols). 
Außer der Körner sehen Formel wurde öfters eine solche in 
Betracht gezogen, welche neben zwei Doppelbindungen (zwischen den 
Kohlenstoffen « und ß sowie a! und ß') eine Parabindung, die den 
Stickstoff mit dem y-Kohlenstoff verbindet, auf weist; auch zentrische 
Bindungen, wie in der Armstrong-Baey er sehen Benzolformel, hat man 
im Pyridin angenommen (vgl. S. 378; B. 24, 3151). 
Zu beachten ist die Isomerie von Picolin, C5H4N.CH3, und 
Anilin, C 6 H b .NH 2 , die sich bei den Homologen wiederholt. 
Pyridin. 
Das Pyridin, C 6 H 6 N (Anderson 1851), wird aus dem Stein 
kohlenteer dargestellt und ist chemisch rein durch Erhitzen seiner 
Carbonsäuren mit Kalk zu erhalten. Es findet sich im käuflichen 
Ammoniak. Farblose, intensiv und charakteristisch riechende, 
mit Wasser mischbare Flüssigkeit vom S.-P. 115°. Bildet ein 
schwer lösliches Ferrocyanat, das zu seiner Reinigung dienen 
kann. Findet als Mittel gegen Asthma Verwendung; dient ferner 
zur Denaturierung des Alkohols. Durch Reduktion mit Natrium
	        
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