Pyridincarbonsäuren.
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Das Pyridin ist bromierbar, (schwer) nitrierbar (B. 45, 428);
ferner sulfierbar, unter Bildung von (S-Pyridinsulfosäure, C B H 4 N.S0 3 H,
aus welcher man (durch Cyankalium) /S-Cyanpyridin, C B H 4 N.CN, und
(durch Kalischmelze) ^-Oxypyridin darstellen kann.
Die drei Oxypyridine, „Pyridone“, C B H 4 N(OH) («-, ß-, y-), sind,
zumal aus den Oxypyridincarbonsäuren, durch Abspaltung von Kohlen
säure darstellbar, Sm.-P. 107°, ß-: Sm.-P. 124°, y-: Sm.-P. 148°. Sie
haben den Charakter von Phenolen und werden durch Eisenchlorid
rot bzw. gelblich gefärbt. Ähnlich wie beim Pkloroglucin ist bei den
«- und y-Pyridonen außer der Phenolform noch eine tautomere pyron-
ähnliche Form zu berücksichtigen; erstere erinnert bei den «-Pyridonen
au die Lactime, letztere an die Lactame (S. 484):
/, TT<'"'C H C H TT
CH ^CH-CO >NH
a-Pyridon
r« A S C H^-VT TT
C0< CH=CH >NH *
y-Pyridon
Man kennt die beiden aus den tautomeren Formen durch Austausch
von H (des OH bzw. NH) gegen CH 3 hervorgehenden Methylderivate,
das Methoxypyriain und das Methylpyridon (M. 6, 307, 320; B. 24,
3144). Die N-Alkyl-a-pyridone entstehen aus Pyridinhalogenalkylaten
durch Oxydation mit alkalischer Ferricyankaliumlösung.
Aminopyridine usw.: B. 27, 1317; A. 288, 253. Einzelne der
selben reagieren mit salpetriger Säure wie die analogen Aminobenzole:
B. 31, 2495. Chlorpyridine: B. 32, 1297, 1307. Schwefelhaltige
Pyridinderivate: B. 33, 1556. Pyridylhydrazine: B. 36, 1111.
Carbonsäuren des Pyridins (vgl. Weber, A. 241, l).
Sämtliche theoretisch möglichen Carbonsäuren sind dargestellt.
Pyridinmonocarbonsäuren, C B H 4 N(C0 2 H), entstehen durch
Oxydation aller Pyridinderivate, welche nur eine kohlenstoffhaltige
Seitenkette enthalten, also von Methyl-, Propyl-, Phenyl- usw.
-pyridin; ferner aus den Pyridindicarbonsäuren durch Austritt
eines Carboxyls (wie Benzoesäure aus Phtalsäure). Hierbei wird
von den beiden Carboxylen zunächst das dem Stickstoff näher
•stehende eliminiert. Die Nicotinsäure entsteht auch durch Oxy
dation des Nicotins. Sie vereinigen in sich den Charakter des
basischen Pyridins und einer Säure und sind daher dem Glykokoll
vergleichbar; mit Salzsäure usw. entstehen Salze, mit Mercuri-
■chlorid, Platinchlorid usw. Doppelsalze, aber andererseits bilden
sie auch als Säuren Salze, unter denen oft die Kupfersalze zur
Abscheidung von Wert sind:
Konstitution: Skraup und Cobenzl, M. 4, 436.