Aufspaltung des Piperidinringes.
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neben wenig Tetrahydroprodukten; Dihydroderivate entstehen nach
der Synthese von Hcintzsch (S. 595), Tetrahydroderivate mittels kom
plizierterer Reaktionen.
Dihydrocollidindicarbonsäurediäthylester (Synthese s. S. 595), weiße,
blau fluoreszierende Tafeln, Sm.-P. 131°; verliert sehr leicht seine
beiden „Hydrowasserstoffatome“ (vgl. Hydroacridin S. 609); hat ebenso
wie das Dihydroacridin (s. d.) keine basischen Eigenschaften.
Besonders eingehend sind die Piperidinderivate untersucht. Pi
peridinsynthesen s. S. 595. Durch schwache Oxydationsmittel kann der
Piperidinring zum Pyridinring oxydiert werden (S. 595, sub 7). Während
Pyridin eine schwache, tertiäre Base von aromatischem Charakter
ist, zeigen Piperidin und seine Derivate die Eigenschaften sehr starker,
sekundärer, aliphatischer Basen. Das Imidwasserstoffatom kann
durch Acyle (auch -NO) und Alkyle ersetzt werden. Die N-Alkyl-
piperidine sind tertiäre Basen von aliphatischem Charakter.
Viele Piperidinderivate zeigen große Ähnlichkeit mit Pyrrolidin
derivaten (A. 322, 88); auch bei der »Aufspaltung“ verhalten sich
beide Ringe gleich (B. 39, 4119; 49, 2629).
Aufspaltung des Piperidinringes:
1. Durch „erschöpfende Methylierung“ (A.W. Hof mann, B. 14,
660; 16, 2058; vgl. S. 138). N-Methylpiperidin vereinigt sich mit Jod
methyl zu einem quaternären Ammoniumjodid. Das aus dem Jodid
mit Silberoxyd dargestellte Ammoniumhydroxyd zerfällt bei der De
stillation unter Ringsprengung in Wasser und Pentenyldimethylamin
(sogenanntes Dimethylpiperidin) (A. 264, 310; 279, 344). Das aus
diesem Amin und Jodmethyl darstellbare Ammoniumjodid liefert mit
Silberoxyd ein Hydroxyd, welches beim Destillieren den Stickstoff als
Trimethylamin abspaltet und (unter gleichzeitiger Verschiebung einer
Doppelbindung) den Kohlenwasserstoff Piperylen (S. 73) liefert:
^ HoC<^^ 2 ^3)2 — ■ >
Ü 2^<CH 2 -CH 2 >JN< 0H - H aO
tt p/CH 2 -'C*(ph 'i >. HoC< CH 2“ CH ^Ne( CH 3)3
h 2 c <ch=CH 2 *H ÜM 8)a ► ü ä u< 0H=0H 2 "^OH
HC<gg~gg 3 + N(CH 3 )s + H 2 O.
Andererseits liefert Pentenyldimethylamin mit Salzsäure 1,2-Dimethyl-
pyrrolidinchlormethylat (B. 31, 906).
2. Mittels Bromcyan (v. Braun, B. 42, 2035); dabei entstehen aus
N-Alkylpiperidinen nach (I) Bromamylalkylcyanamide, während bei
geringerer „Haftfestigkeit“ des Alkyls (B. 40, 3933) unter Erhaltung
des Ringes nach (H) Cyanpiperidine gebildet werden (vgl. a. S. 137
sub 2 und S. 412 sub 5 oben):
[CH 2 J 5
>N.R + BrCN
/ ->Br.[OH 2 ] 5 .N(ON).R (I)
Ns —>[CH 2 ] 5 >N.CN-j-RBr (II)
3. Mit Phosphorpentachlorid (-bromid) (v. Braun, B. 37, 2915,
3210) liefert Benzoylpiperidin ein Amidchlorid, das sich leicht unter